Chinas Immobiliensektor wankt
Im Fahrwasser der Krise bei Chinas Immoriesen Evergrande geraten immer mehr Immobilienfirmen ins Wanken. Nach Zahlungsschwierigkeiten bei Fantasia bittet ein weiterer Entwickler bei Investoren um Aufschub.
Das Kartenhaus wackelt immer stärker. Die Probleme um den zweitgrößten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande nehmen wieder Fahrt auf. Vor allem ausländische Geldgeber sehen ihre Felle davonschwimmen und bereiten sich auf bevorstehende Zahlungsausfälle vor.
Bereits vergangene Woche meldete mit der Fantasia Holding ein weiterer Immobilienkonzern Zahlungsschwierigkeiten. 206 Millionen Dollar Zinsen für eine Anleihe konnten nicht bedient werden, ebenso wenig ein Kredit von 100 Millionen Dollar, der vor einer Woche fällig gewesen wäre. Die Ratingagentur Fitch stufte Fantasia um mehrere Stufen herab. Mit einem Marktwert von 415 Millionen Dollar ist Fantasia zwar ein kleiner Player, alles deutet aber darauf hin, dass die Probleme im Sektor tiefer und tiefer gehen.
Am Montag schränkte der Konzern, hinter dem die Nichte von Zeng Qinghong, dem ehemaligen Vizeministerpräsidenten steht, den Handel mit seinen Anleihen in Schanghai ein. Zudem teilte der kleinere Immobilienentwickler Modern Land mit, er wolle bei Investoren um die Verschiebung eines Rückzahlungsdatums für ausstehende Anleiheschulden ansuchen. Eine Zahlungsunfähigkeit solle so vermieden werden.
Die Schritte der beiden Unternehmen verdeutlichen einmal mehr, welche Wellen die Evergrande-Krise in der chinesischen Immobilienbranche mittlerweile schlägt. Everlig. grande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar (259 Milliarden Euro), davon werden in Kürze fast 150 Millionen an Auslandsverschuldungen fällig. Mit fünf Milliarden Dollar könnte Evergrande theoretisch in den nächsten sechs Monaten seinen Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nachkommen. Bis Ende 2021 werden rund 500 Millionen Dollar Zinsen für Anleihen fäl
Im März steht zudem die Rückzahlung für eine zwei Milliarden Dollar schwere Anleihe an. Experten gehen davon aus, dass die chinesische Regierung eingreifen wird. Ausländische Geldgeber sind da nicht so sicher.
Für viele nichtstaatliche chinesische Immobilienentwickler gehe es nun darum, die nächsten drei Monate zu überleben, meint Immobilienanalyst Cai Hongfei vom Brokerhaus Central Wealth Securities. „Sie auf ihren Rückzahlungsplan in sechs bis zwölf Monaten anzusprechen ist eine Frage, die sie schlichtweg nicht beantworten können.“
Die Anleihen von Fantasia sollen nur noch nach Verhandlungen den Besitzer wechseln. Die Ratingagentur China Chengxin International Credit Rating hatte die Titel, die an der Börse Schanghai gehandelt wurden, herabgestuft. Zwei FantasiaBonds waren am Freitag vom Handel ausgesetzt worden, nachdem die Mutter Fantasia Holdings am 4. Oktober die Frist für eine Anleiherückzahlung über 206 Mio. Dollar verstreichen ließ. Die meisten Anleihen von Fantasia haben rund 80 Prozent an Wert eingebüßt. (Reuters, red)