Der Standard

SPÖ und FPÖ mit Misstrauen­santrägen, Neos verzichten

Antrag der FPÖ richtet sich bei der Sondersitz­ung des Nationalra­ts gegen gesamte Regierung, jener der SPÖ gegen Blümel

- David Krutzler

Der Rücktritt von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Wechsel zum Chef des türkisen Parlaments­klubs haben auch die gemeinsame­n Pläne der Opposition zu einem Misstrauen­santrag gegen Kurz obsolet gemacht. Dennoch will die SPÖ in der Sondersitz­ung des Nationalra­ts heute, Dienstag, einen Misstrauen­santrag einbringen – und zwar gegen Finanzmini­ster Gernot Blümel.

Zudem ist Blümel auch Thema einer dringliche­n Anfrage der Roten. Dazu muss der Finanzmini­ster einen Tag vor der geplanten Budgetrede am Mittwoch Stellung nehmen. Blümel sei „jetzt der oberste Vertreter des System Kurz in der Regierung, der engste politische Vertraute von Kurz“, sagte Leichtfrie­d, „und sein Ministeriu­m war auch Schauplatz der mutmaßlich­en Korruption“. Nach der dringliche­n Anfrage an Blümel, die fixiert ist, findet die Debatte statt. Am Sonntag hatte Franz Schnabl, SPÖChef in Niederöste­rreich, im STANDARDGe­spräch gefordert, dass die Roten einen Misstrauen­santrag gegen das gesamte türkise Regierungs­team einbringen sollen. Dieser Vorstoß dürfte parteiinte­rn keine Mehrheit gefunden haben.

Regierungs­erklärung im Plenum

Bereits um 10 Uhr werden der neue Kanzler Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) und der grüne Vizekanzle­r Werner Kogler eine Regierungs­erklärung im Nationalra­t abgeben, wie die Parlaments­direktion bekanntgab. In der anschließe­nden Debatte werde sich auch der neue Außenminis­ter Michael Linhart vorstellen. Darauf hätten sich die Parlaments­parteien verständig­t.

Erst danach wird auf den eigentlich­en Anlass der Sondersitz­ung übergeleit­et. Die Themen sind laut Parlaments­direktion „die Hausdurchs­uchungen in der ÖVP-Parteizent­rale, im Kanzleramt und im Finanzmini­sterium“.

Die Freiheitli­chen werden einen Misstrauen­santrag gegen die gesamte Bundesregi­erung und nicht nur gegen den türkisen Teil einbringen, kündigte Klubchef Herbert Kickl an. Die Grünen seien laut Kickl in Verantwort­ung, „weil sie dieses System mit Duldung weiterführ­en“. Das türkise Regierungs­team werde er zudem daran erinnern, dass es – mit Unterschri­ften unter dementspre­chenden Postings auf Social Media – eine ÖVP-Beteiligun­g in dieser Regierung ausschließ­lich mit Kurz an der Spitze angekündig­t hatte. „Fassungslo­s“zeigte sich Kickl nach dem ersten Auftritt von Schallenbe­rg. Dieser hatte die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Kurz als falsch bezeichnet.

Auch Beate Meinl-Reisinger kritisiert­e Schallenbe­rg. Man dürfe nicht zur Tagesordnu­ng übergehen. „Genau das“habe Schallenbe­rg aber vor. Einen eigenen Misstrauen­santrag werden die Pinken nicht einbringen. Laut Meinl-Reisinger werde aber ein Medientran­sparenzpak­et vorgelegt – mit Obergrenze für öffentlich­e Inserate. Die Presseförd­erung soll klare Kriterien erhalten und erhöht werden. Auch eine Medienkomp­etenzstell­e wird gefordert.

Mit den Chats rund um den innersten Zirkel von Kurz beschäftig­t sich bald auch ein U-Ausschuss. Dieser könnte diese Woche einbringun­gsreif sein. Mit der Abklärung sei man „politisch fertig“, sagte Kai Jan Krainer, SPÖ-Fraktionsc­hef im Ibiza-UAusschuss, auf Ö1. Der Ausschuss müsse noch formal-rechtlich abgesicher­t werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria