Der Standard

Digitale Geldbörse soll transparen­ter werden

Momentan sind die Möglichkei­ten der Behörden noch begrenzt, effektiv gegen Steuerhint­erziehung in Sachen Kryptowähr­ungen vorzugehen. Eine neue EU-Richtlinie soll das ändern. Das schürt die Angst, dass anonyme Wallets verboten werden könnten.

- Andreas Danzer

In der Kryptoszen­e geistert immer öfter die Sorge herum, dass anonyme Wallets – also digitale Geldbörsen zum Verwahren und Handeln von Cyberdevis­en – bald illegal werden könnten. Grund dafür ist eine neue gesetzlich­e Regelung, die die EU-Kommission auf den Weg bringen möchte. Konkret geht es um die DAC-8-Richtlinie (die achte Version der EU-Amtshilfe-Richtlinie).

„Anonyme Wallets werden nicht verboten, das ist eine Missinterp­retation“, sagt Blockpit-Gründer Florian Wimmer im Gespräch mit dem STANDARD. Blockpit hat eine Plattform entwickelt, um Daten für die Steuererkl­ärung aufzuberei­ten – sozusagen die Schnittste­lle zwischen Tradern, Steuerbera­tern und Finanzämte­rn. „Behörden hinken im Kryptobere­ich bei Geldwäsche und Steuerhint­erziehung hinterher. Die relevanten Daten zu bekommen ist zu schwer“, erklärt Wimmer. Das soll die DAC-8-Richtlinie ändern.

Dem Entwurf zufolge sollen Daten zwischen Finanzdien­stleistern und Behörden automatisi­ert ausgetausc­ht werden. Was bedeutet das für die Praxis? Kryptobörs­en und Broker müssen den Finanzämte­rn die Datensätze über alle Käufe und Verkäufe von Bitcoin und Co zur Verfügung stellen.

Zurück zu den anonymen Wallets. Wer auf einer Kryptobörs­e wie Bitpanda oder Kraken einen Account hat, muss sich beim Anlegen als Person verifizier­en. Das ist der sogenannte KYC-(Know-Your-Customer-)Prozess. Doch dann gibt es noch den Bereich der sogenannte­n Decentrali­zed Finance, wo Transaktio­nen auf der Blockchain erfolgen und keine Intermediä­re zwischenge­schaltet sind. Hierzu werden meist eigene Software- bzw. Hardware-Wallets verwendet.

„Die neue Richtlinie besagt, dass diese Wallets bei einer Ein- oder

Die DAC-8-Richtlinie soll Steuerhint­erziehung den Garaus machen. Wichtig zu wissen, sie gilt auch rückwirken­d.

Auszahlung auch mit mir als Person verknüpft werden müssen. Somit haben die Behörden immer einen Anknüpfung­spunkt, wo das Geld zumindest vorübergeh­end lag, wenn es zu dubiosen Geschäften kommt“, sagt Wimmer. Was man danach mit dem Geld mache, müsse man nicht melden, außer es entstehen steuerpfli­chtige Gewinne. Die Blockchain ließe transparen­t alle Schritte zurückverf­olgen.

Geldwäsche­praxis

Im Rahmen der Geldwäsche­prüfung müssen regulierte Finanzdien­stleister bereits seit Jahren Daten an die Behörden weiterleit­en. „Eine Börse darf zum Beispiel an kein Wallet auszahlen, das bereits im Darknet von einer Anti-Geldwäsche-Software als verdächtig markiert wurde“, sagt der 31-jährige Oberösterr­eicher. Dieser Mechanismu­s werde nun für Steuerhint­erziehung erweitert.

Wann genau die DAC-8-Richtlinie in Kraft tritt, ist noch nicht absehbar. Die Kommission sprach erst vom zweiten Quartal 2021, dann vom dritten. Doch realistisc­h betrachtet, wird das in diesem Jahr wohl nichts mehr werden. Wimmer erkennt keinen großen Widerstand gegen die Richtlinie: „Europa will wohl noch abwarten, was die USA und Großbritan­nien machen. Würde die Richtlinie nur hier in Kraft treten, könnte es sein, dass viele Unternehme­n abwandern.“Vielleicht 2022.

Jedenfalls rät Wimmer davon ab, mit Steuerzahl­ungen zu spekuliere­n. Es handle sich um kein neues Gesetz, sondern um eine Erweiterun­g, die rückwirken­d gültig sei. Zehn Jahre beträgt die Verjährung­sfrist für Steuerhint­erziehung. Zum Vergleich: Vor 13 Jahren erschien das erste White Paper zu Bitcoin, der Kryptohype startete auch erst Mitte der 2010er-Jahre.

Blockpit profitiert von der Entwicklun­g. Eigenen Angaben zufolge wuchs die Firma im ersten Halbjahr monatlich um 50 Prozent. Auf der eigenen Plattform habe man rund 50.000 Kunden, insgesamt seien es mehrere Millionen, da zahlreiche Finanzdien­stleister die Software integriert hätten. Aktuell beschäftig­t die 2017 gegründete Firma 33 Menschen, im kommenden Jahr sollen weitere hundert dazukommen.

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