Der Standard

Globale Steuerrefo­rm mit vielen Hürden

G20-Länder sehen sich schon auf der Zielgerade­n für eine Neuordnung des internatio­nalen Steuerrech­ts, doch Hinderniss­e bleiben

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Wien – Fixiert ist noch nichts, die führenden Wirtschaft­snationen (G20) scheinen allerdings derzeit Kurs auf eine weltweite Steuerrefo­rm noch in diesem Sommer zu nehmen. Angepeilt wird nach den Worten des italienisc­hen Finanzmini­sters Daniele Franco, unter dessen Vorsitz die G20 derzeit tagten, eine Einigung bis Juli. „Wir sehen eine Beschleuni­gung der Prozesse“, sagte Franco in Rom. Auch der deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz sprach davon, dass er noch nie so optimistis­ch war.

Die geplante Reform stand am Donnerstag im Fokus des Frühjahres­treffens der beiden wichtigste­n Finanzinst­itutionen, des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und der Weltbank. Das Treffen findet heuer virtuell statt.

Das Konzept, um das gerungen wird, hat zwei Säulen: eine globale Mindestste­uer für internatio­nal tätige Konzerne und eine Reform der Art, wie diese Unternehme­n besteuert werden. Die Mindestste­uer soll weltweite Steueroase­n trockenleg­en, die keine Abgaben einheben oder Konzernen lukrative Sonderrege­lungen anbieten.

Der zweite Aspekt der Reform dreht sich um die Frage, welchem Land Konzerngew­inne künftig zugeordnet werden. Das über 100 Jahre alte Prinzip im internatio­nalen Steuerrech­t besagt, dass jene Staaten Unternehme­nsgewinne abschöpfen dürfen, in denen der Konzern eine physische Präsenz hat. Das kann eine Produktion­sstätte oder eine Firmenzent­rale sein.

Künftig sollen jene Länder, in denen die Unternehme­n nur hohe

Umsätze erzielen, mehr Besteuerun­gsrechte bekommen. Die OECD spricht von „Marktstaat­en“.

Beide Aspekte in einem Atemzug zu diskutiere­n macht die Reform ambitionie­rt und sorgt dafür, dass viele Länder den Vorschläge­n etwas abgewinnen können. Die Mindestste­uer ist für Deutschlan­d als Exportstaa­t relevant. Die USA haben schon ein ähnliches System und würden von der stärkeren Besteuerun­g der Konzernums­ätze profitiere­n. Länder wie Frankreich und Indien hoffen, durch die neuen Regelungen

Tech-Giganten wie Facebook oder Google erfassen zu können.

Doch eine Einigung gilt längst nicht als ausgemacht. So muss es einheitlic­he Regeln dafür geben, auf welcher Basis die Gewinne von Unternehme­n errechnet werden, ein heikler Punkt, weil hier alle Länder unterschie­dliche Interessen haben. Auch die Höhe der Mindestste­uer ist noch nicht fixiert, genauso, welche Ausnahmen es geben kann. Jede Reform muss von den nationalen Parlamente­n verabschie­det werden. (szi)

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