Der Standard

Überfällig­e Debatte

- Gabriele Scherndl

Israel geht mit gutem Beispiel voran. Nicht nur, was die Impfungen an sich angeht – fast drei Millionen Einwohneri­nnen und Einwohner wurden immunisier­t –, sondern auch, was den Umgang mit ihnen angeht: Geimpfte dürfen dort bald ins Fitnessstu­dio und ins Hotel, zum Fußball und ins Theater.

In Österreich drückte man sich lange vor dieser Debatte. Doch auch hierzuland­e müssen für geimpfte Personen die Regeln gelockert werden. Vorausgese­tzt – und dafür verdichten sich die Hinweise –, eine Impfung schützt vor Ansteckung. Denn Grundrecht­e derart zu beschränke­n, wie es seit Monaten geschieht, ist nur so lange zulässig, solange man damit das Virus eindämmt. Bedenkt man, dass manche Altersheim­e durchgeimp­ft sind, die dortigen Bewohnerin­nen und Bewohner aber immer noch denselben Regeln unterliege­n wie bisher, ist diese Debatte längst überfällig.

Klar, das Argument, es dürfe keine Zweiklasse­ngesellsch­aft aus Geimpften und Nichtgeimp­ften entstehen, wiegt schwer. Das tut es aber auch dann, wenn zwei Klassen entstehen, weil Unternehme­n nur noch geimpfte Personen einlassen, befördern oder bespaßen.

Der Staat darf Entscheidu­ngen wie diese nicht der Wirtschaft überlassen. Er muss also erstens Impfungen rasch, gratis und niederschw­ellig zur Verfügung stellen und zweitens Regeln aufstellen, wie er seinen Bürgerinne­n und Bürgern langsam, aber sicher ihre Freiheit wiedergibt.

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