Der Standard

Harter Schnellsch­uss

- Birgit Baumann

Es existiert nun wieder zwischen Tirol und Bayern, was eigentlich niemand haben möchte: eine geschlosse­ne Grenze, die Leben und Arbeiten in der Region sehr erschwert. Natürlich, wir wissen es: Das Virus muss endlich in den Griff gebracht werden, dafür sind eben Opfer nötig.

Man versteht auch, dass der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) den Kampf der Tiroler gegen Corona als zu lax betrachtet und nicht wieder, wie bei Ischgl, viele Infektions­souvenirs aus dem Nachbarlan­d erhalten möchte. Aber die Grenzschli­eßungen zu Tirol, die er mit seinem Parteifreu­nd, dem deutschen Innenminis­ter Horst Seehofer, ersonnen hat, sind hart und nicht zu Ende gedacht.

Offensicht­lich hat Söder vergessen, dass viele Menschen zwischen Tirol und Bayern zur Arbeit hin- und herfahren. Ihnen zunächst die Grenzschli­eßung hinzuknall­en und dann erst Ausnahmere­gelungen zu überlegen ist ein Unding.

Man erinnert sich an Söders vollmundig­es Testangebo­t für Bayern-Heimkehrer im Sommer. Nicht wenige mussten dann tagelang auf das Ergebnis warten. Aber Söder präsentier­t sich eben gern als zupackende­r Krisenmana­ger, der die tollen und schnellen Lösungen aus dem Hut zaubert.

Damit will er sich jetzt auch gegenüber dem neuen CDUChef Armin Laschet abgrenzen. Schließlic­h müssen die beiden noch die Kanzlerkan­didatur für die Union ausschnaps­en. Im Fall der Grenzschli­eßung aber könnte Söder überzogen haben. Wer in der Grenzregio­n für Unmut sorgt, der verliert Sympathien – auch auf der bayerische­n Seite.

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