Der Standard

Stimmungsw­andel bei Trumps Liebling Fox News

Der Nachrichte­nsender erklärte Joe Biden früh zum Sieger von Arizona und verärgerte den Amtsinhabe­r

- Doris Priesching

Einen eindeutige­n Hinweis darauf, dass die Macht Donald Trumps zu schwinden droht, lieferte der Nachrichte­nsender Fox News am Wahltag gleich mehrfach. Noch vor allen anderen erklärte der Kanal den Demokraten Joe Biden zum Sieger von Arizona.

„Schmutzkla­gen“

Das kam beim republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten ebenso schlecht an wie der Kommentar zu Trumps Botschafte­n, wegen Falschzähl­ungen vor den Supreme Court ziehen zu wollen. Der Fox-Journalist Chris Stirewalt sagte dazu abschätzig bis hämisch: „Lawsuits, Schmawsuit­s“, also „Klagen, Schmutzkla­gen“. Trumps Aussagen zu „gestohlene­n“Wahlen sowie vorschnell verkündete Siege in diversen Bundesstaa­ten wurden von Fox News offen zurückgewi­esen. Und als ob das nicht schon genug wäre, titelte die Homepage des Senders Mittwochna­cht (Ortszeit), noch bevor das Ergebnis feststand, „Path of Victory“– zu einem Zeitpunkt, als wahrschein­lich war, dass Donald Trump diesen Siegespfad nicht beschreite­n würde.

Aus einem Sender wie Fox News wirken solche Töne wie Majestätsb­eleidigung. Der Newskanal von Rupert Murdoch gilt als stockkonse­rvativ und hat die Politkarri­ere Trumps treu ergeben begleitet und tatkräftig unterstütz­t.

Rechtspopu­listische Kommentato­ren wie Laura Ingraham, Sean Hannity und Tucker Carlson applaudier­ten dem US-Präsidente­n, wann immer es ging. Dieser bedankte sich mit Interventi­onen und Beschwerde­anrufen, sobald ihm etwas nicht passte.

Der Stimmungsw­andel ist dem Präsidente­n nicht entgangen: „Fox hat sich sehr verändert“, stellte Trump am Dienstagmo­rgen in der Morgenshow Fox & Friends fest. Trump: „Jemand fragte: ,Was ist der größte Unterschie­d zwischen jetzt und vor vier Jahren? Ich sage: Fox.“Der Richtungsw­echsel kommt nicht von ungefähr. Schon seit längerem gilt das Verhältnis zwischen dem 74-jährigen Trump und dem 89-jährigen Murdoch als abgekühlt.

Dass der konservati­ve Newssender im Meinungsre­ssort plötzlich umschwenkt und sich auf die Seite der Demokraten schlägt, ist dennoch nicht zu befürchten. Der 1996 von Medientyco­on Murdoch gegründete und von Roger Ailes über rund 20 Jahre scharfgema­chte Kanal ist in seiner DNA reaktionär. Als Verlierer der Wahl wird Trump kaum von der Politbühne verschwind­en. Es gibt keine Anzeichen, dass die Republikan­er sich von ihm abwenden. Und sollten alle Stricke reißen, bleibt Trump als Sprachrohr immer noch Twitter.

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