Der Standard

„Tochter wurde von Geburtstag ausgeladen“

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Das war für mich rückblicke­nd schon eine rätselhaft­e Sache. Im März hatte ich das erste Mal den Gedanken, vielleicht ist das Corona, denn ich habe fünf Tage durchgehen­d gehustet, hatte 40 Grad Fieber, konnte nicht essen. Eine Freundin hat sogar die Rettung gerufen. Zehn Tage später ließ mich der Notarzt testen, aber der Test war negativ.

Nachdem ich endlich wieder gesund war, bekam ich im Juli extrem starke Kopfschmer­zen, dann auch Fieber und Husten. Meine Chefin sagte, ich solle 1450 anrufen, noch am selben Tag kamen sie. Da war die Überraschu­ng groß, weil ich positiv war.

Ich bin geschieden und habe zwei Kinder, die wir 50/50 betreuen. Am Tag vor dem Test hat meine Tochter mich so vermisst, dass ich sie abgeholt habe, da dachte ich noch, ich hätte nur Migräne. Sie war die Einzige, die ich angesteckt habe. Ihr ging’s supergut, das einzig Blöde war, dass wir uns insgesamt einen Monat lang nicht sehen konnten.

Was ich jetzt merke, ist, dass sich manche Freunde noch immer nicht mit mir treffen wollen. Die haben Angst, dass ich noch ansteckend bin oder dass meine Tochter noch ansteckend ist. Sie wurde sogar von einem Geburtstag ausgeladen, obwohl wir schon seit 10. August nicht mehr in Quarantäne sind. Damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn du eine Grippe hast, und du bist wieder gesund, triffst jemanden, dann fragt dich auch niemand: „He, bist du eh nicht mehr ansteckend?“, oder?

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