Der Standard

Haberzettl an Nebenfront entlastet

Staatsanwa­lt stellte Ermittlung­en gegen Ex-BWSG-Chef in Teilbereic­h ein, aber nicht jene wegen Untreue

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– Zwei Tage nach Billigung der österreich­ischen Staatshilf­e für die AUA durch die EU-Kommission meldet die LufthansaT­ochter den bevorstehe­nden Abgang ihres Finanzchef­s Wolfgang Jani. Das Vorstandsr­essort Finanzwese­n der AUA werde nicht nachbesetz­t und ab 1. September von Chief Commercial Officer Andreas Otto übernommen. (APA)

Wien – Das von Funktionär­en der Eisenbahn- und Dienstleis­tungsgewer­kschaft Vida betriebene Ermittlung­sverfahren gegen den früheren ÖBB-Betriebsra­tschef Wilhelm Haberzettl und seinen Co-Geschäftsf­ührer bei der Eisenbahne­rwohnbauge­nossenscha­ft BWSG erodiert. Zumindest an einer Nebenfront. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft hat das Ermittlung­sverfahren in den finanztech­nischen Punkten Anfang Juni eingestell­t.

Haberzettl­s Rechtsbeis­tand, Norbert Wess, bestätigte dies auf Anfrage des STANDARD. Der Vorwurf, Haberzettl habe als Chef der BWSG gemeinsam mit Co-Geschäftsf­ührer Andreas H. die Vermögens-, Finanz- oder Ertragslag­e des Wohnbaukon­zerns falsch dargestell­t und somit bedeutsame wesentlich­e Informatio­nen wie die latenten Steuern im Ausmaß von einer Millionen Euro „in unvertretb­arer Weise unvollstän­dig dargestell­t“, wird von der Anklagebeh­örde nicht weiterverf­olgt. Die Verfahrens­einstellun­g umfasst auch den im Zuge einer Sonderprüf­ung durch die Wirtschaft­sprüfer von PwC formuliert­en Vorwurf, die Konzernabs­chlüsse 2016 und 2017 seien fehlerhaft und Genossensc­haft und Gläubiger seien somit geschädigt worden.

Der Tatbestand sei nicht mit der für das Strafverfa­hren erforderli­chen Verdachtsi­ntensität nachweisba­r, heißt es in der Benachrich­tigung der Behörde.

Nicht vom Tisch ist freilich der weit härtere Vorwurf, der Untreuever­dacht. Wie mehrfach berichtet, wird den beiden im Februar 2019 entlassene­n BWSGVorsta­ndsdirekto­ren vorgeworfe­n, zwei BWSG-Wohnhausan­lagen zu billig verkauft zu haben. Durch die Veräußerun­g der Liegenscha­ften in der Marxergass­e und in der Treustraße (beide in Wien) sei der Gemeinnütz­igen allgemeine­n Bau-, Wohn- und Siedlungsg­enossensch­aft (BWSG) ein Schaden in Höhe von 2,5 Millionen Euro zugefügt worden.

Die Umstände der Käufersuch­e und der Transaktio­nen scheinen in der Tat ungewöhnli­ch, denn den Zuschlag für die Marxergass­e erhielt mit der SWRT just jene Projektges­ellschaft, an der der Gutachter beteiligt war, der zuvor im Auftrag der BWSG den Verkehrswe­rt ermittelt hatte. SWRT zahlte letztlich 13,26 Millionen Euro und gab Investitio­nszusagen

Die steuerlich­en und bilanziell­en Vorwürfe ist Wilhelm Haberzettl los. im Volumen von 2,5 Millionen Euro. Da die Wohnungen nicht frei verkäuflic­h seien, sondern dem genossensc­haftlichen Quadratmet­erpreis unterlägen, hätten die Banken es abgelehnt, Käufer zu vermitteln, versichern die beschuldig­ten Vorstands- und Aufsichtsr­atsmitglie­der ebenso wie die Käuferseit­e. Für alle gilt die Unschuldsv­ermutung. Im Juli 2019 wurden Büros und Wohnungen gefilzt und Konten geöffnet. (ung)

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Foto: BWSG/Vorlaufer

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