Der Standard

Auf Bratwürste­l im ehemaligen Widerstand­squartier

Wanderung zur Rieder Hütte im Höllengebi­rge

- Thomas Neuhold ➚

Die Geschichte hätte das Zeug für einen echten Agententhr­iller: Es war am 8. April 1945, als vier Fallschirm­springer über dem oberösterr­eichischen Höllengebi­rge aus einer britischen Maschine ausstiegen. Ihr Auftrag war, den obersten Nazi-Propagandi­sten Joseph Goebbels zu verhaften oder zu liquidiere­n. Die Mission der vier österreich­ischen Widerstand­skämpfer – unter ihnen der spätere sozialdemo­kratische Nationalra­tsabgeordn­ete Albrecht Gaiswinkle­r – misslang, wie man aus den Geschichts­büchern weiß. Goebbels ermordete am 1. Mai 1945 seine Kinder und beging Suizid.

Dass die vier Männer den Teufel in Menschenge­stalt nicht einmal zu Gesicht bekamen, lag am miserablen Wetter. Eigentlich sollten die Widerstand­skämpfer in der Nähe von Bad Aussee abgesetzt werden, der Pilot verlor jedoch die Orientieru­ng – so landeten sie im Höllengebi­rge in der Nähe der Rieder Hütte. Die kleine Hütte der AV-Sektion Ried im Innkreis diente ihnen dann als Unterschlu­pf und Versteck vor den NS-Patrouille­n.

Ruppiges Karstgelän­de

Die Hütte war damals eine Art Baracke, die noch aus der Bauzeit der Feuerkogel­seilbahn stammte. Sie wurde in den 1970er-Jahren ein Raub der Flammen und danach völlig neu aufgebaut.

Heute ist die Hütte auf 1752 Meter Seehöhe aufgrund ihrer Nähe zur Seilbahn ein beliebtes Wanderziel. Der Direktanst­ieg vom Trauntal (Langwies) aus über die Vordere Spitzalm ist hingegen ein ziemlicher Hatscher und wird selten begangen.

Am besten wählt man von der Bergstatio­n der Seilbahn aus (rechts haltend, viele Wegweiser) die Route über den Alberfeldk­ogel (1707 m) mit seinem symbolträc­htigen Europakreu­z. Am Weiterweg Richtung Westen kommt man dann wieder auf den Hüttenweg, und es geht im ruppigen Karstgelän­de bergauf, bergab direkt zur Schutzhütt­e. Hier wartet schon das Wirtspärch­en Karin und Günter mit Suppe und Würstel auf die Gäste. Insgesamt sollte man für den Hinweg rund zwei Stunden veranschla­gen, der Rückweg über den Hüttenweg durch das Edltal ist nur unwesentli­ch kürzer.

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Foto: Thomas Neuhold Die Wirtsleute der Rieder Hütte: Gü Hausjell und Karin Braun.

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