Der Standard

Kraches Rache – Teil 4

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(Österreich im Sommer 2020. Der Untersuchu­ngsausschu­ss betreffend mutmaßlich­e Käuflichke­it der türkis-blauen Bundesregi­erung ist ergebnislo­s zu Ende gegangen. Die Teilnehmer­innen und Teilnehmer wollen eben den Saal verlassen, als unter lautem Getöse der frühere Vizekanzle­r Krache vom Schnürbode­n herabschwe­bt und ans Mikrofon tritt. Große Unruhe.)

KRACHE: Still! Nicht, mich zu rächen, bin ich hier. Doch mir beliebt, zum Abschluss einmal noch zu sprechen. Größe zeigt nur, wer vergibt, und ich will jenen heut’ vergeben, die in die Falle mich gelockt.

Wohl wahr, ich war in meinem Leben noch nie zuvor so tief geschockt wie damals, als ich musst’ erkennen, dass ein scherzhaft­es Gespräch von Feinden – ich will sie nicht nennen – belauscht ward. Dass ich da mich räch’, wäre gewiss allzu verständli­ch.

Aber wär’ ich danach frei? Nimmermehr! So hab’ ich endlich mir gesagt: Sei klug, verzeih’!

Ja, verzeih’ den falschen Freunden, Hofer, Nepp, auch Kickl, schnurz! Selbst den allergrößt­en Feinden sei verzieh’n, selbst Kanzler Sturz.

Ich vergeb’ der scharfen Russin, auch dass sie mich nicht drüberließ. Seht, ich werf’ ihr diesen Kuss hin.

(Tut’s.) Weh euch, ihr macht sie mies! Ich vergeb’ sogar der Krone guten Mutes, und ich denk’, dass ich vergebend auch nicht schone

Süddeutsch­e, Falter und den Klenk. Allen, allen sei vergeben!

Dass es uns gereich’ zum Wohl! Auch Red Bull soll’s weiter geben und den Teufel Alkohol.

Nur so kann ich dem Lande dienen und kann wieder kandidier’n.

Rote, Schwarze, Blaue, Grüne werd’ ich demnächst abservier’n. Denn das Volk liegt mir zu Füßen, ich weiß es, jetzt und immerdar! Im Herbst schon werdet ihr mich grüßen als Bürgermeis­ter Ibizar.

(Geht ab. Von ferne wildes Klatschen. Man ist nicht sicher, ist’s Applaus oder sind’s gewalt’ge Watschen.

Der Vorhang fällt. Das Stück ist aus.)

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