Futtermittelzusätze um eine Milliarde
Niederländische Royal DSM übernimmt Erber- Gruppe um 980 Millionen Euro – Einer der größten Zukäufe ausländischer Konzerne
Inzersdorf-Getzersdorf – Es ein für Österreich durchaus beachtlicher Deal. Wie am Freitag bekannt wurde, übernimmt der niederländische Chemiekonzern Royal DSM die Erber-Gruppe mit Sitz in Niederösterreich für 980 Millionen Euro. Abgeschlossen werden soll der Deal, der noch einer regulatorischen Zustimmung bedarf, im vierten Quartal. Konkret von der Transaktion umfasst sind die Unternehmen Biomin und Romer Labs, die einer Aussendung zufolge ein Umsatzvolumen von rund 330 Millionen Euro aufweisen.
Die Übernahme beinhaltet hingegen nicht Sanphar und EFB, die zusammen sieben Prozent des gesamten Umsatzes der Erber-Gruppe ausmachen. Die Finanzierung erfolgt nach Angaben von Royal DSM über einen bereits genehmigten Brückenkredit.
Der niederösterreichische Konzern ist Spezialist für natürliche Futtermittelzusätze, Futter- und Lebensmittel-Analyse sowie biotechnologischen Pflanzenschutz. Die Unternehmen Biomin und Romer Labs sind wiederum auf das Mykotoxin-Risikomanagement, die Darmgesundheit sowie auf Diagnoselösungen für die Lebensund Futtermittelsicherheit spezialisiert.
Erich Erber, der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende der Erber-Gruppe, die mit Vertriebspartnern in mehr als 130 Ländern vertreten ist, ortete in Royal DSM „das perfekte neue Zuhause für unsere Unternehmen“sowie gemeinsame Werte im Sinne einer „nachhaltigen Verantwortung“. Biomin und Romer Labs könnten im Umfeld von DSM „ihre Leistungsfähigkeit weiter steigern“, wie er am Freitag in einer Aussendung mitteilte. Der Sitz der 1983 gegründeten Firmengruppe befindet sich in Getzersdorf im Bezirk St. Pölten, die Gruppe beschäftigt weltweit rund 1400 Personen.
Mitarbeiter des Konzerns wurden bereits im Herbst des Vorjahres darüber informiert, dass es Bewegung in der Eigentümerstruktur geben soll – DER STANDARD berichtete. Damals hieß es aus Kreisen, dass die Nachfolgesituation noch nicht klar sei. Erich Erber hat drei Kinder, die aber nicht ins Geschäft strebten. Er selbst lebt mit seiner zweiten Frau in Singapur und hat sich schon vor Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.
Die Royal DSM spricht in einer Aussendung von einer „einzigartigen strategischen Chance“. Das niederländische Unternehmen wurde 1902 gegründet und beschäftigt rund 23.000 Mitarbeiter. Gemeinsam mit verbundenen Unternehmen erzielte der börsennotierte Konzern zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 10 Milliarden Euro. Die Niederländer stellen unter anderem Industriechemikalien, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel her.
Geht die Übernahme des Tierfuttermittel-Spezialisten bei den
Regulatoren durch, reiht sie sich in die Liste der größten Zukäufe ausländischer Konzerne in Österreich der vergangenen Jahre ein.
Vor allem heimische Industriekonzerne standen bei Firmen aus dem Ausland zuletzt auf dem Einkaufszettel. So war 2018 dem Investitionsfonds Advent die Tiroler GE-Tochter Jenbacher – also die Distributed-Power-Sparte von General Electric – satte 3,3 Milliarden Dollar wert. In demselben Jahr legte der südkoreanische Elektronikkonzern LG rund 1,1 Milliarden Euro für den Licht- und Elektroniksystem-Spezialisten ZKW Holding auf den Tisch.
Im heurigen Jahr sorgte erst vor wenigen Wochen die angekündigte Übernahme des Wiener Impfstoffspezialisten Thermis durch den US-Pharmariesen Merck & Co. für Aufmerksamkeit – insbesondere vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie schlug der geplante Kauf Wellen. (APA, red)