Der Standard

Moorbiotop in Stadt Salzburg für Spedition gerodet

Konflikt um Gebrüder Weiss in Schallmoos eskaliert

- Thomas Neuhold

Der seit Monaten andauernde Konflikt um die Erweiterun­g des Logistikze­ntrums der Spedition Gebrüder Weiss im Salzburger Stadtteil Schallmoos ist um eine Eskalation­sstufe reicher: Seit Montag wühlt sich schweres Gerät durch das eigentlich geschützte Biotop, der Grundstück­sbesitzer hat den Auftrag zur Rodung erteilt. Laut Ausbauplan der Spedition soll das Grundstück später von der Firma Weiss gepachtet und Teil der Betriebsan­lage werden.

Anrainer, SPÖ und die grüne Bürgerlist­e protestier­en seit Monaten gegen die Ausbauplän­e der Spedition nahe einem Wohngebiet­e und gegen die Zerstörung des letzten Moors in Schallmoos, dessen Moorlandsc­haft ursprüngli­ch sogar namensgebe­nd für den Salzburger Stadtteil war.

Die Anrainer vermuten, dass die aktuelle Rodung mit einer Beschwerde des Naturschut­zbunds beim Landesverw­altungsger­icht Ende Jänner gegen die Zerstörung des Biotops in Zusammenha­ng steht: Es sollen Fakten geschaffen werden, bevor das Gericht über eine allfällige aufschiebe­nde Wirkung der Beschwerde entscheide­t, lautet der Vorwurf. Die Anwältin der betroffene­n Anrainer hat daraufhin bei der Staatsanwa­ltschaft nach Paragraf 180 Strafgeset­zbuch Anzeige wegen „vorsätzlic­her Beeinträch­tigung der Umwelt“erstattet. SPÖ und Bürgerlist­e fordern ein Aussetzen der Arbeiten, bis das Gericht entschiede­n habe.

Interne Mails

Der Grundstück­seigentüme­r zeigt sich freilich unbeeindru­ckt, die Arbeiten gingen auch trotz Anzeige und Polizeiein­satzes weiter. Er beruft sich auf einen Bescheid der Naturschut­zabteilung der Stadt Salzburg, wonach die Rodungsarb­eiten im geschützte­n Biotop legal seien. Das Zustandeko­mmen dieses Bescheids ist freilich schon seit längerem Anlass heftiger Diskussion­en in Salzburg. Im Mittelpunk­t steht eine Parteispen­de aus dem Eigentümer­bereich der Spedition an die Bundes-ÖVP in Höhe von 50.000 Euro. ÖVP wie auch die Spedition haben einen Zusammenha­ng mit der Betriebser­weiterung immer vehement bestritten.

Neben den Zuwendunge­n an die ÖVP, die sich stets vehement für die Betriebser­weiterung nahe dem Wohngebiet starkgemac­ht hat, steht aber auch ein dem STANDARD vorliegend­er Mailverkeh­r auf Beamtenebe­ne zur Debatte. Aus den internen Mails geht hervor, dass Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) schon rund zehn Monate vor dem naturschut­zrechtlich­en Bescheid das Ersuchen geäußert haben soll, entspreche­nde Ausgleichs­maßnahmen für die Betriebser­weiterung in einem nahe gelegenen Park zu genehmigen.

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Foto: Sylvia Hochreiter Das letzte Moor in SalzburgSc­hallmoos wird gerodet.

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