Der Standard

Skisport hat keine Zukunft

- Olivera Stajić

Im Jahr 1996 wurde die Winterspor­twoche abgeschaff­t. Nun will sie die türkis-grüne Regierung wieder einführen. Welcher Winterspor­t bevorzugt wird, steht für die Skination Österreich wohl außer Zweifel: Man will wieder mehr Österreich­er auf die Skipiste bringen. Doch eine Verpflicht­ung ist unsinnig, auch wenn die Not der Tourismusb­ranche und des Skiverband­s groß ist: Die Zahl der „Nichtskifa­hrer“ist in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n von 40 auf über 60 Prozent gestiegen.

Schaut man sich die Gründe für die schwindend­e Skibegeist­erung an, wird klar, dass Druck und Pflicht ins Leere laufen werden. Skifahren ist ein elitäres Freizeitve­rgnügen. Winterurla­ub in den Bergen war zu jeder Zeit eine unverschäm­t kostspieli­ge Angelegenh­eit: Anfahrt, Unterbring­ung, Funktionsw­äsche, Ausrüstung und Skipass – damals wie heute hat sich das bestenfall­s eine Familie ab der oberen Mittelschi­cht geleistet.

Verpflicht­et man Schulkinde­r zum Mitfahren, setzt man die finanzschw­ächeren Familien unter Druck und verstärkt die soziale Kluft: hier diejenigen, die schon im Kindergart­en auf Skiern gestanden sind, und dort jene, die ohne passende Ausrüstung zum ersten und womöglich letzten Mal eine ohnehin aussterben­de Sportart erlernen. Und bald ist ohnehin jede Bemühung vergebens: Skigebiete in tieferen Lagen haben jetzt schon zu wenig Schnee, und das künstliche Beschneien ist nun wirklich keine Lösung.

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