Der Standard

Ich bin’s, die Ministerin!

- Ljubiša Tošić

Armin Wolf spitzt es zu beim Interview mit Alma Zadić zu: Man habe den Eindruck, das Justizmini­sterium würde eher von der ÖVP geleitet als von ihr, der Grünen. Wolf reiht sich damit in die Gruppe jener ein, welche die Grünen im Allgemeine­n etwas in der Defensive gegenüber dem Koalitions­partner sehen. Was sie selbst, also Zadić, betrifft, will sie diesen „Eindruck nicht gewinnen“. Wer immer sich öffentlich zum Zustand der Justiz äußere, „die Justizmini­sterin bin natürlich

JUSTIZCHEF­IN ALMA ZADIĆ IN DER „ZIB 2“

ich!“, sagt Zadić, ohne Wolf ganz zu überzeugen. Er lässt nicht locker, sein Nachbohren kreist um mutmaßlich­en Druck von Kanzler Sebastian Kurz auf die Justiz.

Zadićs Lächeln wirkt leicht gefroren, nach ausweichen­den Anläufen sucht sie aber Klarheit: Vom Kanzler habe sie keinen Druck verspürt und somit auch „keinen weitergege­ben“. Dann kommt es wieder: Schließlic­h sei sie „die Justizmini­sterin“, zudem stehe sie ja „an der Weisungssp­itze“. Zu Sachthemen kam man in der ZiB 2 leider nur kurz. Man streifte selbige, ohne dass sich jedoch die leichte kommunikat­ive Verkrampfu­ng gelöst hätte. Fazit: Das koalitionä­re Leben ist mühsam. Eigene Werte und Autorität behaupten, gleichzeit­ig medial Rücksicht auf den Politpartn­er nehmen ist eine Übung, die Kraft kostet. Auch anderen Grün-Ministern.

Ist aber hinnehmbar. Wer sich an Wolfs Interviewk­ämpfe mit dem FPÖler Harald Vilimsky erinnert, der den ZiB 2-Mann ob dessen Fragestils Konsequenz­en angedroht hat, für den ist die aktuelle Lage vergleichs­weise eine demokratis­che TV-Wohltat.

dst.at/TV-Tagebuch

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