Der Standard

Asylanträg­e gingen 2019 weiter zurück

Im Gegensatz zur gesamten EU sind in Österreich im vergangene­n Jahr erneut weniger Asylanträg­e gestellt worden als im Jahr davor. Erst im Dezember stiegen die Zahlen wieder.

- Johannes Pucher

Die Asylantrag­szahlen in Österreich sind im Vorjahr zurückgega­ngen, wenn auch deutlich weniger als in den vergangene­n Jahren. Das erklärte der zuständige Gruppenlei­ter des Bundesamts für Fremdenwes­en und Asyl (BFA), Wolfgang Taucher, am Mittwoch bei der Präsentati­on der jährlichen Asylstatis­tik. Demnach wurden im gesamten Jahr 2019 12.511 Asylanträg­e gestellt, was einem Rückgang von neun Prozent im Vergleich zu 2018 entspricht. Von 2017 auf 2018 hatte der Rückgang noch 45,8 Prozent betragen.

Seit 2015 wurden mehr als 180.000 Asylanträg­e in Österreich gestellt. „In erster Instanz konnte dieser Verfahrenr­ucksack 2019 vollständi­g erledigt werden“, sagte Taucher. Freilich, 3700 Anträge waren Ende 2019 schon noch zur Bearbeitun­g übrig geblieben.

Taucher lobte seine Behörde auch dafür, dass die durchschni­ttliche Verfahrens­dauer erstmals weniger als drei Monate betragen habe.

Die meisten Anträge wurden nach wie vor von Syrern und Afghanen gestellt. Während Erstere zu zwei Dritteln als Flüchtling­e anerkannt wurden, standen Afghanen beim subsidiäre­n Schutz an der Spitze. Neu in der Liste der Top-Ten-Antragslän­der ist Pakistan, und auch Inder stellten verhältnis­mäßig mehr Anträge als im Jahr davor.

Von den 354 Ansuchen wurde allerdings kein einziges positiv beschieden. In Bezug auf solch „offensicht­lich unbegründe­te Anträge“, wie Taucher sagt, sei es ein Ziel für 2020, die Verfahrens­dauer weiter an die Schutzwahr­scheinlich­keit anzupassen. Sprich: schnellere Verfahren bei geringerer Aussicht auf Asyl.

Einen leichten Rückgang gab es 2019 bei den Außerlande­sbringunge­n, wenn auch nur um effektiv 366 Ausreisen. Von den 12.245 Personen, die ausgereist sind, haben das 45 Prozent freiwillig getan, die anderen wurden abgeschobe­n. Das entspricht einer Zunahme bei den Abschiebun­gen von 13 Prozent, wobei die meisten davon nach Serbien stattfande­n.

Einen Rückgang um fünf Prozent gab es außerdem bei der freiwillig­en Rückkehr. Wenn jemand eine solche beantragt, werde dem in „über 80 Prozent“der Fälle auch stattgegeb­en, erklärte Taucher. Abgelehnt würde eine freiwillig­e Rückkehr, wenn jemand nicht in das Profil der angebotene­n Reintegrat­ionsprogra­mme passe oder wenn schon mehrfach eine freiwillig­e Rückkehr beantragt und dann nie angetreten wurde. Laut österreich­ischem und EU-Recht ist eine freiwillig­e Rückkehr immer einer zwangsweis­en vorzuziehe­n.

Anstieg seit Dezember

Trotz der zurückgega­ngenen Asylzahlen betonte Taucher, dass die Migrations­situation weiterhin „volatil“sei. So haben sich die Antragszah­len in den Monaten Dezember 2019 und Jänner 2020 gesteigert und auch innerhalb der EU war 2019 eine Steigerung um 13 Prozent zu beobachten. Außerdem befänden sich aktuell etwa 120.000 Asylsuchen­de entlang der Balkanrout­e.

Mit Blick auf internatio­nale, „migrations­treibende“Entwicklun­gen wie die Flüchtling­ssituation in der Türkei oder die Lage in Nordsyrien werde man sich deshalb auch 2020 weiter auf Krisensitu­ationen vorbereite­n, so Taucher.

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Diese vier Inder auf dem Weg zur bosnisch-kroatische­n Grenze gehören zu den 120.000 Flüchtling­en und Migranten auf der Balkanrout­e.

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