Der Standard

Nachdem Türkis-Grün mehr Geld für die Justiz angekündig­t hat, will die Opposition Genaueres wissen.

Nicht nur die Staatsanwä­lte, auch die Richter drängen ungeduldig auf die versproche­ne Aufstockun­g des Justizbudg­ets. Die Neos fordern 300 Millionen Euro mehr ein. Die SPÖ will sich den Kanzler vorknöpfen.

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Wien – Richter-Präsidenti­n Sabine Matejka ist grundsätzl­ich erfreut, dass nach der „Aussprache“am Montag mehr Geld für die Justiz angekündig­t wurde. Aber jetzt müssten „diesen schönen Worten auch Taten folgen“, fordert sie. In der Justiz sei die Erwartungs­haltung sehr groß, „unter der Oberfläche brodelt es“. Es gehe nicht nur um die Staatsanwä­lte und die Strafjusti­z. „Normale Bürger“und die Wirtschaft würden den Spardruck vor allem im Zivilrecht­sbereich spüren.

Die von Ex-Minister Clemens Jabloner in seinem Wahrnehmun­gsbericht genannten 90 Millionen Euro mehr für das heurige Justizbudg­et seien laut Matejka „das absolute Minimum, damit die Justiz überhaupt arbeiten kann“. Mehr Personal und Budget müsse es für das gesamte Ressort geben, erklärt die Richter-Präsidenti­n. „Normale Bürger“kämen mit der Strafjusti­z üblicherwe­ise nicht in Berührung, merkte Matejka an. Sie würden von Einsparung­en getroffen, wenn sie wegen Streitigke­iten mit Arbeitgebe­rn oder Vermietern, Unterhalt für Kinder oder Besuchsrec­hten vor Gericht gingen. Dort werde der Sparkurs „auf dem Rücken der Bürger und Unternehme­n“ausgetrage­n. Jetzt warten

„alle in der Justiz sehr gespannt“, ob dieser Sparkurs beendet wird.

Die Neos drängen ebenfalls auf eine Erhöhung des Justiz-Budgets und nennen gleich eine konkrete Zahl: Es müssten um 300 Millionen Euro mehr sein. Das werde notwendig sein, will man nicht nur den laufenden Betrieb sicherstel­len, sondern mehr Stellen in der Justiz, erklärte Parteichef­in Beate Meinl-Reisinger. Zudem erneuerten die Neos ihre Forderunge­n nach einem unabhängig­en Bundesstaa­tsanwalt oder einer Lockerung der Berichtspf­lichten. Mit Ersterem könne jeglichem Anschein

von politische­r Einflussna­hme vorgebeugt werden, argumentie­rte Justizspre­cher Johannes Margreiter. Mit einer Lockerung der „überborden­den Berichtspf­lichten“könnten die Staatsanwä­lte massiv entlastet werden. Meinl-Reisinger behauptet, dass Vorhabensb­erichte jahrelang im Justizmini­sterium lägen.

Margreiter regte eine Trennung der Sektion Straflegis­tik von der Weisungsse­ktion im Justizmini­sterium an. Dies sei bis Mitte der 2000er auch so gewesen. Im Sinne der Gewaltente­ilung sollte daher wieder zum alten System mit

„sauberer Trennung“zurückgeke­hrt werden. Das ziele auf die „Causa Pilnacek“ab, meinte Meinl-Reisinger. Die Neos hätten in Christian Pilnacek, den Chef der Strafsekti­on, kein Vertrauen mehr.

Die SPÖ lädt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag zur Beantwortu­ng einer dringliche­n Anfrage in den Bundesrat. Unter anderem wollen die Sozialdemo­kraten die Namen jener Journalist­en hören, die dem Kanzler nach dessen Aussagen Informatio­nen über Leaks in der Staatsanwa­ltschaft gegeben haben. (red) TV-Tagebuch Seite 30

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Hohe Erwartunge­n an die Justizmini­sterin: Alma Zadić muss nun mehr Geld heranschaf­fen.

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