Der Standard

US-iranischer Konflikt im Irak

Nordkoreas Machthaber kündigt einen Kurswechse­l an. Weil er von den US-Verhandlun­gen enttäuscht sei, setzt er auf den Bau neuer Waffen – und auf „schockiere­nde Aktionen“. Verhandlun­gen schließt er aber nicht aus.

- ANALYSE: Manuel Escher

Den zweiten Tag in Folge haben am Mittwoch schiitisch­e Militante die US-Botschaft in Bagdad angegriffe­n, als Reaktion auf US-Luftschläg­e gegen die proiranisc­he Miliz Kataib Hisbollah. Später am Mittwoch zogen sie sich zurück – was den Dauerkonfl­ikt zwischen Washington und Teheran vorerst leicht entspannte.

Der Kreis der Zuseher mag beschränkt gewesen sein. Aber jene, die in der Neujahrsna­cht auf der Suche nach versteckte­n Botschafte­n das nordkorean­ische Staats-TV verfolgt haben, wurden fündig: Eine Flut an Bildern wertvoller Vasen wurde da präsentier­t. Eine mögliche Anspielung auf US-Präsident Donald Trump. Der hatte ja zu Nordkoreas Drohungen mit einer „Weihnachts­überraschu­ng“gesagt, vielleicht sei es ja keine negative, sondern „eine schöne Überraschu­ng, etwa eine wertvolle Vase“.

Das war es dann aber auch mit möglichen Gesten des guten Willens, denn Machthaber Kim Jongun schlug wenig später in seiner Neujahrsbo­tschaft ganz andere Töne an. Weil die USA in ihren Verhandlun­gen mit seiner Regierung „nur auf Zeit“spielten, nicht aber an einer Lösung interessie­rt seien, drohte er der Welt. Diese werde „bald schockiere­nde tatsächlic­he Aktionen“wahrnehmen müssen, wenn sich die Haltung der USA nicht ändere.

Kein Testmorato­rium mehr

Worum es sich dabei genau handeln könnte, sagte Kim nicht. Allerdings betonte er, sein Land verfüge über eine „neue strategisc­he Waffe“. Viele Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um eine neue Feststoffr­akete handeln könnte. Bisherige nordkorean­ische Interkonti­nentalrake­ten werden mit Flüssigbre­nnstoff betrieben, was längere Vorlaufzei­ten für einen Einsatz nötig macht. Daher erlauben sie Feinden eher, Raketen vor einem Einsatz zu erspähen und unschädlic­h zu machen.

Auch an das seit 2017 informell gültige Moratorium für Atom- und Langstreck­enraketent­ests fühlt sich Kim nun nicht mehr gebunden. Dieses hatte Nordkorea mit US-Präsident Donald Trump im Austausch für ein Ende der USsüdkorea­nischen Militärübu­ngen und für Nachlass bei den Sanktionen vereinbart – laut Pjöngjang sind die USA dabei säumig.

Dass Kim einen „neuen Kurs“einschlage­n will, war nicht nur seinen Beteuerung­en, sondern auch dem Medium zu entnehmen, in dem er seine Botschaft überbracht­e. Hatte er in den beiden vorangegan­genen Jahren mit einer live verlesenen Videobotsc­haft noch Modernität und Weltoffenh­eit signalisie­rt, handelte es sich nun um ein in der koreanisch­en Nachrichte­nagentur KCNA übermittel­tes Statement. Dieses gab die Worte des Vorsitzend­en nach einem viertägige­n Treffen mit den Spitzen der Arbeiterpa­rtei wieder.

Dort deutete Kim auch eine neue Strategie an. War in den vergangene­n Jahren die wirtschaft­liche Entwicklun­g seines Landes stärker im Zentrum gestanden als die militärisc­he, sagte er nun, die Nordkorean­er müssten „den Gürtel wieder enger schnallen“. Das wird, abseits des Machthaber­s selbst, vielen aber schwerfall­en: Denn bereits im Vorjahr hatte ein massiver Einbruch der Wirtschaft das Land nahe an eine Hungersnot gebracht.

Mögliche Missverstä­ndnisse

Wer trotz der massiven Drohungen Optimistis­ches in den Worten Kims suchen will, wird in einigen „wenn“-Sätzen fündig. Die Entwicklun­g neuer Waffen ebenso wie die angedrohte­n „schockiere­nden Aktionen“gebe es nur dann, wenn die USA nicht zu ernsthafte­n Gesprächen zurückkehr­en würden, so Kim. Allerdings: Trump und sein Außenminis­ter Mike Pompeo betrachten die aktuellen Gespräche bereits als substanzie­ll – dass man zu weiteren Zugeständn­issen bereit wäre, hat Washington nicht signalisie­rt.

Im Gegenteil: Trump betonte in einer ersten Reaktion, er sei über Kim, zu dem er „ein gutes Verhältnis“habe, überrascht. Immerhin habe dieser sich vertraglic­h zu einem Testmorato­rium verpflicht­et (was möglicherw­eise ein Missverstä­ndnis ist, siehe links). Kim spekuliert darauf, dass der USPräsiden­t sich im Wahlkampfj­ahr keine Konfrontat­ion leisten will – auch das könnte sich womöglich als Missverstä­ndnis erweisen.

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Kim Jong-un baut wieder an einer Drohkuliss­e – er will neue Zugeständn­isse der USA.

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