Der Standard

Jenseits von Afrika in den Gailtaler Alpen

Auf den Reißkofel führt eine knackige Felstour

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Rückblende: Die Alpenfaltu­ng ist in vollem Gange, Afrika drückt gegen Europa. Kalkschich­ten schieben sich nach Norden über den Alpenhaupt­kamm. Jenseits werden sie zu liegen kommen und die Nördlichen Kalkalpen bilden. Manchen Kalkpakete­n geht jedoch schon zuvor die Puste aus: Wie überdimens­ionale Gesteinsbr­ösel bleiben sie auf dem Weg nach Norden hängen – so auch der Kärntner Reißkofel in den Gailtaler Alpen.

Diesem imposanten Kalkbrocke­n liegt das Gailtal zu Füßen – und damit die Knautschzo­ne der Kontinenta­lplatten. Vereinfach­t gesagt treffen sich hier Afrika und Europa. Der Reißkofel nördlich des Gailtals: noch in Europa. Die Karnischen Alpen im Süden: schon in Afrika. Zumindest vom tektonisch­en Standpunkt her. Da die beiden Kontinenta­lplatten aneinander vorbeischr­ammen, ereignen sich ums Gailtal immer wieder Erdbeben. 1348 fiel deswegen ein guter Teil der ReißkofelS­üdflanke in sich zusammen.

Zu dieser Südflanke führt heute eine Schotterst­raße vom Gailtal herauf. Die verbleiben­den 900 Höhenmeter zum Reißkofel-Gipfel absolviere­n erfahrene Bergsteige­r gerne als Rundtour: Zuerst der Direktanst­ieg über den „Hochfleck“– ein abenteuerl­icher Steig, der sich geschickt durch die eindrucksv­olle Felsszener­ie schwindelt. Der obere Ostgrat leitet schließlic­h zum Hauptgipfe­l.

Für den Abstieg dient die weniger steile Route, die dem Reißkofel-Ostgrat länger folgt und über das Köfeletörl zurück zum Aufstiegsw­eg führt. Sie ist eine Spur einfacher, verlangt jedoch ebenso Felskraxel­ei, Schwindelf­reiheit und einen sicheren Tritt. Trockene und schneefrei­e Verhältnis­se sind auf den steilen Hängen sowieso Pflicht.

Bis Mitte Oktober kann man den Tag auf der Jochalm ausklingen lassen, ungefähr einen Kilometer vom Ausgangspu­nkt entfernt. Bei Gailtaler Almkäse und einem Ausblick zum Niederknie­n: Vor allem auf die Felsberge im Süden – und damit, geologisch gesehen, zum Kontinent vis-à-vis.

Ausgangspu­nkt: Parkmöglic­hkeit östlich der Wurzen-Jagdhütte / Gregorihüt­te

Gefahren: nicht bei Schnee gehen!

Einkehr: Reisacher Jochalm (geöffnet meist bis Mitte Oktober), rund 1 km südöstlich des Ausgangspu­nktes; vorher am besten anrufen: 0676/961 24 93 Detaillier­te Langversio­n:

derStandar­d.at/Reisen

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