Kurz vor der Wahl noch Knatsch zwischen Schwarz und Grün
Grüne warben im ÖBB-Zug, die Volkspartei ist sauer. Am Sonntag wird in Vorarlberg der neue Landtag gewählt
Bregenz – Ganz zum Schluss des Wahlkampfes bedienten die Vorarlberger Regierungsparteien noch einmal ihre Kernwählerschaft. VP-Chef Markus Wallner lud die Medien in ein Lustenauer Seniorenheim, sein Koalitionspartner Johannes Rauch (Grüne) mietete sich bei der ÖBB einen Triebwagen für die Abschlusstour.
Während Wallner den Wahlkampf bilanzierte und zum Urnengang aufrief, verwiesen die Grünen auf ihre Regierungserfolge. Und weil man schon im Zug saß, wurde gleich das nächste Mobilitätsziel – Regionalzüge im ZehnMinuten-Takt – formuliert.
Die anderen Parteien blieben für ihre Abschlusspressekonferenzen in ihren Büros. Und taten gut daran. Denn die Wahl unüblicher Auftrittsorte, die Grünen nennen das „kreativen Wahlkampf“, kam weder in der Öffentlichkeit noch bei den Regierungspartnern gut an. Die Grünen motzten, dass die Volkspartei ein Seniorenheim für Wahlwerbung benutzt habe. Dann wurde bekannt, dass die Grünen den Zug von der ÖBB bekamen, obwohl Wahlwerbung an Bahnhöfen und in Zügen eigentlich nicht erlaubt wird.
Statt wie geplant mit Werner Kogler und anderen GrünenPromis zwischen Bregenz und Bludenz kräftig die Werbetrommel zu rühren, saßen die Grünen im Zug und mussten sich kritischen Fragen der Medien stellen.
Warum durften die Grünen im Zug werben? Bestellt wurde er aus dem Büro des Landesrates zum Zweck einer öffentlichen Sprechstunde. Von Wahlwerbung sei bei der Bestellung nicht die Rede gewesen, man hätte dazu auch keinen Zug vermietet, sagt ÖBB-Regionalsprecher Christoph GasserMair. Denn parteipolitische Veranstaltungen sind in ÖBB-Zügen nicht erlaubt. Man habe eh auf das Verteilen von Prospektmaterial verzichtet, beschwichtigen die Grünen. „Jeder, der eine gültige Fahrkarte hat, darf mit dem Zug fahren, auch ein Werner Kogler“, sagte Johannes Rauch auf die Anwesenheit des Grünen-Chefs angesprochen.
Kosten für Zugfahrt
Bezahlen werde er die Zugmiete aus seinem persönlichen Budget, versicherte Rauch. Wie viel die Zugfahrt von Mittag bis Mitternacht kostet, wollten weder ÖBB noch Grüne sagen. Insider sprechen von mehreren Tausend Euro. Rauch-Sprecher Hannes Metzler: „Nächste Woche kommt die Rechnung, dann wissen wir mehr.“
VP-Geschäftsführer Dietmar Wetz wundert sich über das unterschiedliche Maß der Grünen: „Früher haben sie hart kritisiert, wenn ein Regierungsmitglied aus ihrer Sicht Funktion und Partei vermischt hat. Anscheinend gilt aber für sie selber ein anderer Maßstab.“
Sollte die Volkspartei nach der Wahl wieder einen Partner brauchen, fehlt es nicht an Bewerbungen. Grüne, Neos, SPÖ sind bereit. Am Freitag machte auch die FPÖ eine Rolle rückwärts, will nun doch mitregieren, wenn sie Wallner nicht mehr länger ausschließe, sagt FP-Chef Christof Bitschi.
Gemeinsames Ziel der vier Parteien ist, die absolute Mehrheit der VP zu verhindern. Die wäre dank sechs fast chancenloser Kleinparteien, die am Sonntag kandidieren, schon mit weniger als 47 Prozent zu erreichen.
Die Ausgangslage: VP 41,8 Prozent (16 Mandate), FPÖ 23,4 (neun Sitze), Grüne 17,1 (sechs Sitze), SPÖ 8,8 (drei Sitze), Neos 6,9 (zwei Mandate). (jub) Markus Wallner (VP) muss sich um den Wahlsieg nicht sorgen.