Das britische Dilemma
Das Brexit-Chaos nimmt auch nach mehr als zweieinhalb Jahren kein Ende. 72 Tage vor dem Austrittsdatum stehen die Briten ohne Rechtsrahmen da, mit dem sie die EU verlassen könnten. Im schlimmsten Fall waren zwei Jahre Verhandlungen umsonst – die Briten bleiben in einer Krise zurück, von der sie sich lange nicht erholen.
May muss am Montag, wenn sie wie geplant einen Plan B präsentiert, zumindest eine Richtung in Aussicht stellen, in die sie zu gehen gedenkt. Sie kann nur hoffen, dass ihr die EU aus Angst vor dem No-Deal entgegenkommt.
An der Verschiebung des Austrittsdatums scheint aber kein Weg mehr vorbeizuführen. Im Gegenzug wird die EU einen konkreten Grund für den abrupt veränderten Zeitrahmen hören wollen. Braucht London die Zeit für ein zweites Referendum? Für einen weiteren Vorstoß im Parlament? Oder am Ende doch für Neuwahlen oder einen Regierungswechsel? Selten waren in einem so komplizierten politischen Problem so viele Fragen offen.
Außerdem bleibt nicht ewig Zeit. Bis zu den EU-Wahlen Ende Mai und spätestens bis zur konstituierenden Sitzung des EU-Parlaments im Juli muss die Sache endlich geregelt sein, sonst schwappt das Chaos vollends in die EU über. In all dem Durcheinander will man den Briten zurufen: Greift doch einfach nach dem Strohhalm, den euch der Europäische Gerichtshof hingehalten hat! Zieht Artikel 50 zurück! Aber so einfach ist das leider nicht.