Wer will am Flughafen wohnen?
Flughäfen werden zunehmend zu kleinen Städten oder eigenständigen Regionen. Auch der Flughafen Wien baut seine Airport-City aus. Gleichzeitig wächst der Wohnraumbedarf rund um die Terminals, FlughafenMitarbeiter ziehen in die Nachbargemeinden.
Abfliegen, landen, im Dutyfree-Shop einkaufen: Bis vor wenigen Jahren hatten Flughäfen nicht mehr zu bieten. Heute ist das anders. In der Nähe von Terminals gibt es zahlreiche Shops, Hotels, Konferenzräume, Büros und Coworking-Möglichkeiten. Für Mitarbeiter und Reisende wird immer mehr geboten. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat etwa gibt es einen Kultur- und Sportverein, einen Kindergarten, ein Medical Center und sogar einen Zahnarzt.
Dass die Nachfrage an Serviceund Infrastruktureinrichtungen auf Flughäfen stetig steigt, ist kein Wunder. Weltweit wachsen Passagier- und damit auch Mitarbeiterzahlen und mit ihnen auch die Nachfrage nach Versorgungsangeboten rund um die Flughäfen.
Doch wo wohnen eigentlich Menschen, die am Flughafen oder in der Luft arbeiten? „Im Einzugs- bereich von maximal 30 bis 40 Minuten rund um den Flughafen“, sagt Franz Jurkowitsch, Vorstandsvorsitzender der Warimpex, die als Immobilienentwickler auf Flughäfen in Zentraleuropa tätig ist. Weil Flughäfen wachsen, sei es eine „natürliche Entwicklung“, dass daneben Wohnorte entstehen. Sie entstehen entweder neu oder erleben, wo vorhanden, einen enormen Zulauf.
Hoher Bedarf
So ist es etwa im Fall des Flughafens Wien-Schwechat. „Der Zuzug in die Nachbargemeinden des Flughafens ist enorm“, sagt Günther Ofner, Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG. Es gebe einen hohen Bedarf an Kindergärten und Schulen, an Wohnungen sowieso. In Schwechat, so Ofner, würden aktuell mehr als 1000 Wohnungen errichtet – „die Nachfrage ist groß und kann nicht zur Gänze befriedigt werden“.
Egal in welchem Land: Fluglärm scheint nicht abschreckend zu wirken. Jurkowitsch: „Beliebt ist Fluglärm an sich nicht, betroffene Regionen sind allerdings oft auch günstiger. Das ist für viele Menschen attraktiv.“
Dass Immobilien in Flughafennähe günstiger sind, kann Ofner für Wien nicht bestätigen: „Rund um den Flughafen weist nichts darauf hin. Die Preise für Grundstücke und Wohnraum sind kontinuierlich gestiegen. Die Nähe zum Flughafen wird eher als Vorteil gesehen.“
Um Wohnbedürfnisse und Betriebsansiedelungen in der gesamten Region zu koordinieren, arbeitet der Flughafen Wien mit seinen sieben Umlandgemeinden und weiteren Partnern im Verein „Vienna Airport Region“zusammen. Man beschäftigt sich mit sozialen und wirtschaftlichen Fragen und bespricht Themen wie Umwelt und Freizeitgestaltung, erklärt Ofner, sowie Infrastruktur und Verkehr. Nicht nur in Wien, auch weltweit spielen neben der Luft auch Verbindungen auf Schiene und Straße rund um Flughäfen eine immer größere Rolle – „so wird der Flughafen zur Destination“, sagt Jurkowitsch.
Der Flughafen als eigene Stadt bzw. Region – diese Entwicklung habe in Wien etwas länger gedauert, so Ofner. Das liege vor allem an der Nähe zur Millionenstadt. „In 16 Minuten ist man im Zentrum, das hat die Airport-City lange gebremst, kaum jemand wollte am Flughafen verweilen, weil die Großstadt so nahe ist“, erklärt er.
Wohnen für kurze Zeit
Diese Lücken will man daher nun weiter füllen. Etwa mit einem Haustierhotel – einem Angebot, das auf anderen Flughäfen bereits üblich ist – sowie dem Bau von Apartments für Kurzzeitwohnen. Sie sollen Teil eines dritten Hotels am Flughafen sein, für das derzeit Investoren und Betreiber gesucht werden, erklärt Ofner. „Micround Serviced Apartments sind stark im Kommen“, bestätigt auch Jurkowitsch.
Feste Wohnungen wird es auf dem Kerngebiet des Flughafens Wien in Zukunft dennoch nicht geben. Obwohl laut Statistik sogar eine Person einen Hauptwohnsitz dort angemeldet hat. „Wer das ist oder ob es sich um einen statistischen Fehler handelt, wissen wir allerdings nicht“, sagt Vorstand Ofner.