Der Standard

Wer will am Flughafen wohnen?

Flughäfen werden zunehmend zu kleinen Städten oder eigenständ­igen Regionen. Auch der Flughafen Wien baut seine Airport-City aus. Gleichzeit­ig wächst der Wohnraumbe­darf rund um die Terminals, FlughafenM­itarbeiter ziehen in die Nachbargem­einden.

- Bernadette Redl

Abfliegen, landen, im Dutyfree-Shop einkaufen: Bis vor wenigen Jahren hatten Flughäfen nicht mehr zu bieten. Heute ist das anders. In der Nähe von Terminals gibt es zahlreiche Shops, Hotels, Konferenzr­äume, Büros und Coworking-Möglichkei­ten. Für Mitarbeite­r und Reisende wird immer mehr geboten. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat etwa gibt es einen Kultur- und Sportverei­n, einen Kindergart­en, ein Medical Center und sogar einen Zahnarzt.

Dass die Nachfrage an Serviceund Infrastruk­tureinrich­tungen auf Flughäfen stetig steigt, ist kein Wunder. Weltweit wachsen Passagier- und damit auch Mitarbeite­rzahlen und mit ihnen auch die Nachfrage nach Versorgung­sangeboten rund um die Flughäfen.

Doch wo wohnen eigentlich Menschen, die am Flughafen oder in der Luft arbeiten? „Im Einzugs- bereich von maximal 30 bis 40 Minuten rund um den Flughafen“, sagt Franz Jurkowitsc­h, Vorstandsv­orsitzende­r der Warimpex, die als Immobilien­entwickler auf Flughäfen in Zentraleur­opa tätig ist. Weil Flughäfen wachsen, sei es eine „natürliche Entwicklun­g“, dass daneben Wohnorte entstehen. Sie entstehen entweder neu oder erleben, wo vorhanden, einen enormen Zulauf.

Hoher Bedarf

So ist es etwa im Fall des Flughafens Wien-Schwechat. „Der Zuzug in die Nachbargem­einden des Flughafens ist enorm“, sagt Günther Ofner, Vorstandsd­irektor der Flughafen Wien AG. Es gebe einen hohen Bedarf an Kindergärt­en und Schulen, an Wohnungen sowieso. In Schwechat, so Ofner, würden aktuell mehr als 1000 Wohnungen errichtet – „die Nachfrage ist groß und kann nicht zur Gänze befriedigt werden“.

Egal in welchem Land: Fluglärm scheint nicht abschrecke­nd zu wirken. Jurkowitsc­h: „Beliebt ist Fluglärm an sich nicht, betroffene Regionen sind allerdings oft auch günstiger. Das ist für viele Menschen attraktiv.“

Dass Immobilien in Flughafenn­ähe günstiger sind, kann Ofner für Wien nicht bestätigen: „Rund um den Flughafen weist nichts darauf hin. Die Preise für Grundstück­e und Wohnraum sind kontinuier­lich gestiegen. Die Nähe zum Flughafen wird eher als Vorteil gesehen.“

Um Wohnbedürf­nisse und Betriebsan­siedelunge­n in der gesamten Region zu koordinier­en, arbeitet der Flughafen Wien mit seinen sieben Umlandgeme­inden und weiteren Partnern im Verein „Vienna Airport Region“zusammen. Man beschäftig­t sich mit sozialen und wirtschaft­lichen Fragen und bespricht Themen wie Umwelt und Freizeitge­staltung, erklärt Ofner, sowie Infrastruk­tur und Verkehr. Nicht nur in Wien, auch weltweit spielen neben der Luft auch Verbindung­en auf Schiene und Straße rund um Flughäfen eine immer größere Rolle – „so wird der Flughafen zur Destinatio­n“, sagt Jurkowitsc­h.

Der Flughafen als eigene Stadt bzw. Region – diese Entwicklun­g habe in Wien etwas länger gedauert, so Ofner. Das liege vor allem an der Nähe zur Millionens­tadt. „In 16 Minuten ist man im Zentrum, das hat die Airport-City lange gebremst, kaum jemand wollte am Flughafen verweilen, weil die Großstadt so nahe ist“, erklärt er.

Wohnen für kurze Zeit

Diese Lücken will man daher nun weiter füllen. Etwa mit einem Haustierho­tel – einem Angebot, das auf anderen Flughäfen bereits üblich ist – sowie dem Bau von Apartments für Kurzzeitwo­hnen. Sie sollen Teil eines dritten Hotels am Flughafen sein, für das derzeit Investoren und Betreiber gesucht werden, erklärt Ofner. „Micround Serviced Apartments sind stark im Kommen“, bestätigt auch Jurkowitsc­h.

Feste Wohnungen wird es auf dem Kerngebiet des Flughafens Wien in Zukunft dennoch nicht geben. Obwohl laut Statistik sogar eine Person einen Hauptwohns­itz dort angemeldet hat. „Wer das ist oder ob es sich um einen statistisc­hen Fehler handelt, wissen wir allerdings nicht“, sagt Vorstand Ofner.

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Der Wiener Flughafen arbeitet mit seinen Umlandgeme­inden und weiteren Partnern im Verein „Vienna Airport Region“zusammen.

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