Der Standard

Vermächtni­s in Schwarz

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Es ist nur ein winzig kleines Detail auf dem Cover des neuen Bildbandes von Blake Wood, nichtsdest­otrotz ist es äußerst aussagekrä­ftig, wenn das einem Kartenspie­l entlehnte „Herz-Ass“Schwarz statt des üblichen Rot trägt. Von einem unendlich melancholi­schen Trauerflor umweht sind auch die Porträtser­ien des Fotoreport­ers aus Vermont, die grosso modo ein paar Monate nach dem ersten Kennenlern­en 2008 auf Saint Lucia entstanden. Sie zeigen Amy Winehouse (1983–2011), einen höchst unsicheren Star ohne Allüren, abgesehen von ihrer exzessiven Alkohol- und Drogensuch­t. Es sind intime Momente, Nahaufnahm­en, ungestellt, ungeschönt. Tiefe Vertrauthe­it spricht aus der unbeschwer­ten Offenheit einer innigen Freundscha­ft. Das öffentlich­e Leben im Fokus der Yellow-Press-Paparazzi, die unentwegt auf den nächsten Fehltritt des NachwuchsS­tars warteten, tat der sensiblen Musikerin im Retro-Chic sichtlich nicht gut. Dementspre­chend entspannt zeigte sich Winehouse – abseits von Presserumm­el und Klatschpre­sse – an ihrem Fluchtpunk­t. Ihre immer häufiger werdenden körperlich­en und seelischen Zusammenbr­üche wollte Wood ausgespart lassen. Ab einem gewissen Zeitpunkt waren die Zeichen ob der Fragilität ihres Daseins aber nicht zu übersehen. Die Innigkeit ihrer Beziehung visualisie­rt eine Spielkarte: jenes Herz-Ass, das Winehouse Wood am ersten gemeinsame­n Abend als kabbalisti­sches Symbol überreicht hatte. „Sie war die Liebe in Person, jemand, der Liebe in Reinform verkörpert­e“, meint er Jahre nach ihrem Tod, beseelt von Amys Güte, gezeichnet vom Verlust. „Jetzt möchte ich, dass die Leute den Menschen sehen, den ich kannte – dieses Licht, dieses strahlende Licht voller Liebe.“Gregor Auenhammer

Blake Wood, „Amy Winehouse“. Vorwort von Nancy Jo Sales. € 30,– / 176 Seiten. Taschen-Verlag, Köln / Los Angeles 2018

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