Der Standard

Erneut Druck auf AUVA-Betriebsrä­te

In der AUVA-Landesstel­le Salzburg wurde auf Weisung Infomateri­al eingesamme­lt, in dem für den Erhalt der Unfallvers­icherung geworben wird. Die Liste Pilz sieht darin „systematis­che Einschücht­erung“.

- Petra Stuiber

Erik Lenz sagt, er habe seinen Ohren nicht getraut, als ihn ein Kollege aus Salzburg am Donnerstag anrief. Dieser erzählte dem Zentralbet­riebsratsv­orsitzende­n der Unfallvers­icherung (AUVA) aufgeregt, dass „wieder Unterschri­ftenlisten, Buttons und Flyer eingesamme­lt werden, die für den Erhalt der AUVA werben“.

Auf Lenz’ Nachfrage sagte der Kollege, dies sei „auf Weisung von oben“geschehen – um „Beweise zu sichern“. Mehr habe er nicht sagen wollen, erzählt Lenz dem STANDARD: „Die Leute fürchten sich, dass ihr Telefon von der Generaldir­ektion abgehört wird. Technisch ist das möglich.“

Der Betriebsra­t brauchte nur einen Tag, um den Urheber der Weisung auszumache­n. Via EMail an den Betriebsra­t bestätigte Thomas Mück, stellvertr­etender Generaldir­ektor der AUVA, er habe den Direktor der Salzburger Landesstel­le ersucht, „betriebsrä­tliche Drucksorte­n für eine allfällige Würdigung dieser Materialie­n im Rahmen einer Verwaltung­skörpersit­zung“bereitzust­ellen. Soll heißen: Für die demnächst anberaumte außerorden­tliche Kontrollve­rsammlung der AUVA, die sich mit dem Wirbel rund um die geplante Zerschlagu­ng der Anstalt befasst, soll Material gesammelt werden, das belegt, wie kritisch der Betriebsra­t den Regierungs­plänen gegenübers­teht.

„Die Stimmung“, sagt einer, der dem AUVA-Management angehört, „ist so schlecht wie nie.“Viele Beschäftig­te hätten Angst um ihren Arbeitspla­tz – aber auch Angst, diese Angst laut auszusprec­hen. „Der Druck ist enorm, es wird nach Verrätern gesucht“, sagt der Mann, der vorerst anonym bleiben will, zum STANDARD.

Der Vorfall in Salzburg ist bereits der zweite dieser Art. Vor knapp einer Woche war eine EMail des Vize-Generaldir­ektors, Gustav Kaippel, an Führungskr­äfte der AUVA publik geworden, mit der dieser ermitteln wollte, ob in den jeweiligen Einrichtun­gen der Unfallvers­icherung etwa Unterschri­ftenlisten gegen die Regierungs­pläne aufgelegt würden. Die E-Mail, so der Verdacht, sei im Auftrag des AUVA-Obmanns Anton Gerald Ofner geschriebe­n worden.

Ofner dementiert­e erst, davon gewusst zu haben – was er später zurücknehm­en musste, da die Mail an ihn in Kopie ergangen war. Dann distanzier­te er sich: Er habe das Einsammeln regierungs­kritischen Materials nie angeordnet.

Der Abgeordnet­e Peter Pilz meint nun, das Gegenteil beweisen zu können. Via SMS habe Ofner von seinen „sehr geehrten Herren Generaldir­ektoren“die umgehende Entfernung aller aufgehängt­en Unterschri­ftenlisten und Plakate verlangt. Ferner bittet er in der EMail um Informatio­n über die weiteren Schritte und schreibt, aus seiner Sicht sei sogar „eine externe rechtliche Würdigung dieser Vorfälle angezeigt“.

Eine Kopie der SMS ist einer parlamenta­rischen Anfrage der Liste Pilz an Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein beigefügt, die am Freitag eingebrach­t wurde. Darin wollen die Abgeordnet­en unter anderem wissen, ob der Ministerin bekannt sei, dass „Ofner seine Funktion missbrauch­t, um betriebsin­terne Kritiker mundtot zu machen“.

Zum STANDARD sagte Pilz: „Offenbar soll ein türkises Blockwarts­ystem eingeführt werden.“Das schädige nicht nur die AUVA – der Obmann greife auch in das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung ein.

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