Der Standard

Bitcoin-Firma Cointed bringt Konkursant­rag ein

Entscheidu­ng über Insolvenze­röffnung in zwei Wochen

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Wien – Im mutmaßlich­en Kriminalfa­ll um die Tiroler Kryptowähr­ungsfirma Cointed dürfte bald ein neues Kapitel eröffnet werden. Geschriebe­n würde es in diesem Fall vom Insolvenzg­ericht, denn das Unternehme­n hat selbst einen Konkursant­rag eingebrach­t. Das bestätigte Andreas Stutter, Vizepräsid­ent und Sprecher des Landesgeri­chts Innsbruck, auf Anfrage. Allerdings sei der Antrag wegen fehlender Unterlagen sowie mangels „Geldes für den Kostenvors­chuss“noch nicht bearbeitet worden. Eine Entscheidu­ng über den Antrag erwartet Stutter in rund zwei Wochen. Zuvor war schon ein Insolvenza­ntrag eines Gläubigers eingereich­t worden.

Cointed war am Mittwochna­chmittag nicht für eine telefonisc­he Stellungna­hme erreichbar. Zwei im Firmenbuch hinterlegt­e Rufnummern wurden inzwischen offenbar abgemeldet.

Bereits im Sommer überschlug­en sich bei Cointed die Ereignisse. Am Wiener Standort kam es zu Hausdurchs­uchungen, bei denen mehrere Festplatte­n beschlagna­hmt wurden. Die Ermittlung­en wurden dabei laut Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) um den Verdacht auf Veruntreuu­ng erweitert. Es ging um den Verdacht, dass Kundengeld­er in der Höhe von mehreren Zehntausen­d Euro, die für den Ankauf von Kryptowähr­ungen gedacht waren, veruntreut worden seien. In diesem Fall werde gegen unbekannte Täter ermittelt.

Schon Wochen zuvor konnten Kunden nicht mehr auf ihre Konten zugreifen. Im April hatte es bereits Hausdurchs­uchungen am Gründungss­tandort in Kufstein in Tirol gegeben. Die WKStA ermittelte bei Cointed schon damals wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen schweren Betrugs, Kettenbrie­f- und Pyramidens­piels sowie des Verstoßes gegen die Prospektpf­licht. Es gilt in allen Fällen die Unschuldsv­ermutung.

In China Pleite verhindern

Das Geschäftsm­odell von Cointed fußt auf vier Standbeine­n: dem Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowähr­ungen, dem sogenannte­n Mining, bei dem Digitalgel­d durch Rechenleis­tung generiert wird, Dienstleis­tungen sowie Bitcoin-Automaten. Dabei war es schon zu Streitigke­iten mit einem tschechisc­hen Lieferante­n dieser Geräte gekommen.

Über den Sommer hat sich Cointed-Chef Wolfgang Thaler laut eigenen Angaben in China aufgehalte­n. Dort wollte er – so hatte er damals in einem Video mitgeteilt – mit Investoren die drohende Insolvenz abwenden. Das dürfte allem Anschein nach misslungen sein. (aha, bpf)

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Nach Hausdurchs­uchungen und Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft hat Cointed einen Insolvenza­ntrag gestellt.

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