Bill Cosby zu mindestens drei Jahren Haft verurteilt
Das Urteil gilt als Signal für Prozesse gegen Prominente, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird
– Drei Jahre muss Bill Cosby mindestens in Haft. Es könnten aber auch zehn sein. Das Urteil gegen den ehemaligen Schauspieler nennt als Strafmaß für den 81-Jährigen ein Zeitfenster. Das ist im US-Bundesstaat Pennsylvania üblich. Konkret heißt das, Cosby kann das erste Mal nach drei Jahren Haft seine Freilassung beantragen.
Cosby wurde wegen schwerer sexueller Nötigung schuldiggesprochen. Insgesamt werfen ihm 60 Frauen vor, von ihm genötigt, missbraucht oder vergewaltigt worden zu sein. Der Fall der Unimitarbeiterin Andrea Constand war aber nicht verjährt wie viele andere und damit strafrechtlich verfolgbar. Constand beschuldigte Cosby, sie im Jahr 2004 in seinem Haus in Philadelphia unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht zu haben.
Nach der Urteilsverkündung nahm Cosby die Gelegenheit nicht wahr, sich abschließend zu den Vorwürfen zu äußern. Seine Haft muss er in einer der 24 Haftanstalten des Bundesstaates Pennsylvania antreten. Noch ist nicht entschieden, in welcher. Cosbys Verteidiger wird gegen das Urteil berufen. Den Antrag, die Zeit bis dahin in Freiheit zu verbringen, hat der Richter aber abgelehnt. Cosby muss sofort in Haft. Er wird auch in das öffentliche Register für Sexualstraftäter eingetragen und muss sich auch nach einer Entlassung regelmäßig bei der Polizei melden und an Therapiesitzungen teilnehmen.
Richter Steven O’Neill war es bei der Urteilsverkündung wichtig, zu betonen, dass das Recht gleichermaßen für alle gilt: „Niemand steht über dem Gesetz, und niemand sollte wegen seines Wohnorts, wegen seiner Identität oder wegen Wohlstand, Ruhm, Berühmtheit oder sogar Wohltätigkeit anders behandelt werden.“
Cosby ist der erste Prominente, dessen Fall nach dem Beginn der #MeToo-Bewegung im Herbst 2017 in einem Gerichtssaal verhandelt wurde. Damals begannen Frauen, öffentlich von sexuellem Missbrauch durch einflussreiche Männer in der Unterhaltungsbranche zu berichten.
Von vielen Kommentatoren wird das Urteil als Signal für kommende Prozesse gedeutet. (red)