Der Standard

Ausweitung der Kampfzone

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Jemand, der sich dem Journalism­us verpflicht­et fühlt, wird seinem Gegenüber auch kritische, ja vielleicht sogar schmerzlic­h unangenehm­e Fragen stellen, wenn es im Sinne der Recherche notwendig ist. Auch wenn dieses Gegenüber mächtig ist.

Die Bereitscha­ft zum Hinterfrag­en macht den Beruf neben dem Mut und der Konsequenz, die dafür erforderli­ch sind, auch aus. Eine Regierung, die sich als demokratis­ch definiert, weiß das und wird auch nicht versuchen, etwas dagegen zu unternehme­n.

Autokraten wie Erdogan, Putin oder Trump führen seit langem Krieg gegen die freie Presse – mit Untergriff­en, Diskrediti­erung, Zensur. Sogar mit Auslöschun­g. Eine in ihrer Autarkie eingeschrä­nkte Presse stellt einen Lackmustes­t für den Zustand des zugehörige­n Landes dar, ebenso wie die freien oder nicht mehr ganz so freien Künste. Weitere Hinweise auf diesen Zustand sind die Gleichscha­ltung der Medien und das Anwerfen der Propaganda­maschineri­e. Wenn also die Kronen Zeitung hinter den konkreten Fragen von Lou Lorenz-Dittlbache­r oder Stefan Kappacher an Medienmini­ster Gernot Blümel einen unbotmäßig „üblen Eklat“vermutet, hat sich der Fokus im Land bereits besorgnise­rregend verschoben. Konkret bedeutet Eklat übrigens „etwas, das großes Aufsehen hervorruft und Anstoß erregt“.

Dort, wo eine seriöse Frage Anstoß erregt, wird die Kampfzone offenbar ausgeweite­t.

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