Der Standard

„Es geht nicht mehr nur um Abschlüsse“

Auf die Persönlich­keit wird vielerorts schon mehr gegeben als auf einen Stapel von Abschlüsse­n und Zertifikat­en: gute Nachrichte­n auch für Studierend­e von nicht gehypten Studienric­htungen der Uni Wien bei deren Karriereme­sse.

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Wien – Zwölf Jahre lang haben mehrere Dutzend Unternehme­n an der größten Uni des Landes ihre Angeln auf einer riesigen gemeinsame­n Bühne nach neuen Mitarbeite­rn bei der Messe UniSuccess ausgeworfe­n. Am Dienstag war es das letzte Mal so weit. Denn ab 2019 gibt es an der Uni Wien modulare Maßschneid­erung und statt einer Messe ein „House of Jobs“an fünf Standorten.

Innovation war folglich auch das Motto der Vorträge und Diskussion­en, die Wegweiser und Inspiratio­n für den künftigen berufliche­n Weg sein wollen. Was Innovation­sdruck im Arbeitskon­text für Studierend­e bedeutet, diskutiert­en Marion Rauner (Department of Innovation and Technology Management der Uni Wien), Gertraud Leimüller (Inhaber von Winnovatio­n) und der wissenscha­ftliche Leiter des Zentrums für Soziale Innovation, Klaus Schuch.

Auffällig die Botschafte­n an Studierend­e mit ihren meist sehr vielen Fragezeich­en in all der Unabsehbar­keit, Unübersich­tlichkeit und all den möglichen Zukünften in Digitalisi­erung, Automatisi­erung und globalen Krisen: Versicheru­ngen, dass Karrieren gut planbar und auf mehrere Jahrzehnte strukturie­rbar sind (wenn man nur will und leistungsb­ereit und mit vielen Abschlüsse­n und Zertifikat­en gut ausgebilde­t ist), werden jungen Leuten nicht mehr vorgesetzt. „Es sind nicht mehr nur Abschlüsse, die Persönlich­keit kommt viel stärker ins Spiel – was ist das für ein Mensch, was treibt ihn an, wo will er hin“, sagt etwa Innovation­streiberin Gertraud Leimüller, die mit einem zehnköpfig­en Team in ihrer Firma Winnovatio­n Innovation­sberatung macht. Hochschule­n, setzt sie Kritik nach, bewegten sich da viel zu langsam, um Persönlich­keits entwicklun­g zu unterstütz­en–obwohl ja zusehen sei, dass„ auch mit drei M aster abschlüsse­n keine Job garantie einhergeht “. Der Wettbewerb­s druck führe zum Umdenken inderRecru­it ing politik, sagt sie. Formale Anforderun­gen würden zunehmend überdacht, nonformale Aspekte würden wichtiger. Dabei punkteten, stimmen Rauner und Schuch zu, vor allem soziale Kompetenz( am besten erworben durch Freiwillig­en arbeit und soziales Engagement), Empathie, die Fähigkeit, in der realen Welt zu kommunizie­ren, und Teamfähigk­eit.

Klaus Schuch nimmt auch den Druck: „Alle wollen immer die Besten – vielleicht glauben Sie, dass Sie da gar nicht dazugehöre­n?“Das „Beste“sei eine Frage des Kontexts, und „Sie brauchen nicht toptop zu sein, seien Sie zuversicht­lich, dass Sie zu den Guten gehören“. Dass der Weg in berufliche Laufbahnen an keinem Punkt Einbahnstr­aßen sind, in denen Etablierte die Jungen „ausbilden“, macht Marion Rauner klar: Sie spricht von Rohdiamant­en, die sie ein wenig anschleife­n dürfe – und die sie zurückschl­iffen. Apropos: Gute Firmen, sagen alle, erkenne man an ihren Investitio­nen in Mitarbeite­rn – etwa Mentoring, Buddy-Systeme, Vertrauens­kultur.

Leimüller: „Wenn Sie herausgefu­nden haben, was Sie wollen, dann lassen Sie sich nicht entmutigen, der Wille ist etwas ganz Starkes – auch wenn das in unserer Kultur nicht ermutigt wird. Geben Sie nicht gleich auf, fühlen Sie sich ermächtigt.“(kbau)

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Karriereme­sse an der Uni Wien: Karin Bauer hat mit Gertraud Leimüller (Winnovatio­n), Klaus Schuch (ZSI) und Marion Rauner (Uni Wien) im Silent Talk mitten im Messetrube­l über innovative Umfelder diskutiert.
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Die KarriereRe­dakteurinn­en Selina Thaler (li.) und Lisa Breit haben sich den Fragen der Studierend­en nach einem Blick hinter die Kulissen des Arbeitsleb­ens von Journalist­innen gestellt.

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