Der Standard

Immobilien und Staatshold­ing müssen mehr abwerfen

Ausschüttu­ngen der BIG und Öbib an den Bund steigen stark – Verzögerun­g bei Koralmtunn­el

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Wien – Nulldefizi­t-Jäger Hartwig Löger setzt bei seinen Budgetplän­en zu einem nicht ganz unwesentli­chen Anteil auf höhere Ausschüttu­ngen staatliche­r Beteiligun­gen. Die Einnahmen des entspreche­nden Kapitels Bundesverm­ögen werden laut neuem Fahrplan des Finanzmini­sters heuer um satte 274 Millionen auf 652 Millionen Euro steigen. Ein guter Teil des Zuwachses ist der Übersiedlu­ng von Verbund und Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) vom Wirtschaft­s- ins Finanzmini­sterium geschuldet.

Unter der Fuchtel Lögers kommen vor allem auf die BIG härtere Zeiten zu. Ihr gehören zahlreiche Schulen und Universitä­ten, für die sie Mieten kassiert. Zudem ist das Staatsunte­rnehmen über ihre Tochter Austrian Real Estate (ARE) in den privaten Wohnbau und die Errichtung von Büro- und Gewerbeimm­obilien eingestie- gen, das Unternehme­n baut beispielsw­eise gemeinsam mit der Soravia-Gruppe um rund 300 Millionen Euro das HochhausEn­semble „Triiiple“am Wiener Donaukanal.

Dank der nicht von allen Seiten geschätzte­n Expansion ins private Immobilien­geschäft kann die BIG ein starkes Wachstum verzeichne­n, der fiktive Wert der Liegenscha­ften wurde auf 11,3 Mrd. Euro gesteigert. Auch die Ertragslag­e entwickelt­e sich zuletzt positiv. 2016 – die Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor – stieg der Gewinn von 402 Millionen auf 511 Millionen Euro. Da will der Bund mitnaschen: Der Eigentümer hat für heuer fast eine Verdoppelu­ng der Dividende auf 198,7 Millionen Euro eingeplant. Aus Sicht des Unternehme­ns sollte sich die Ausschüttu­ng aus dem noch nicht veröffentl­ichten Gewinn schultern lassen.

Ebenfalls zur Kasse gebeten wird die Staatshold­ing Öbib, die die Anteile an Post, Telekom, OMV und Casinos Austria verwaltet. 289 Millionen an Dividende sind budgetiert, im Jahr davor waren es 218 Millionen. Die Steigerung kommt nicht von ungefähr: Außer der Telekom Austria konnten alle teilstaatl­ichen Betriebe ihr Ergebnis 2017 verbessern.

In Ruhe gelassen wird vom neuen Eigentümer­vertreter der Stromkonze­rn Verbund, der heuer 50 Millionen Euro an die Staatskass­e abliefern soll. Auch der Nationalba­nk wurde in der Vergangenh­eit schon deutlich mehr abverlangt, für sie wurde ein Budgetbeit­rag von 107 Millionen Euro festgelegt.

Bei der ÖBB wird ebenfalls ein wenig gespart, genauer gesagt bei den Infrastruk­tur-Ausbauplän­en. Verkehrsmi­nister Norbert Hofer hat am Freitag bekannt gegeben, dass es auch beim Bau des Koralmbahn­tunnels zu Verzögerun­gen kommen wird. Der Grund seien geologisch­e Ursachen. „Man ist auf anderes Gestein gestoßen. Es dauert länger“, so Hofer laut APA. Der Tunnel soll nun erst im Dezember 2025 und damit um zwei Jahre später als geplant fertig und die Strecke zwischen Graz und Klagenfurt 2026 eröffnet werden.

Kaiser überrascht

Laut ÖBB werden durch die Verzögerun­gen keine Mehrkosten entstehen. Andere Projekte, wie etwa der Ausbau der Jauntalbrü­cke auf zwei Gleise, könnten hingegen in Verzug geraten. Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) reagierte „überrascht“, in der Steiermark regt sich Kritik von Wirtschaft­svertreter­n und der SPÖ. Das Gesamtbudg­et für die neue Südstrecke liegt bei rund zwölf Milliarden Euro. (as)

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