Der Standard

Ägypterinn­en sind die euphorisch­sten Sisi-Anhänger

Präsident hatte 2017 zum Jahr der Frau ausgerufen und gezielt Frauen in Führungspo­sitionen befördert

- Astrid Frefel aus Kairo

„Wir sind alle mit dir, Boss“, sagt eine der vielen weiblichen Stimmen auf einer Kampagnens­eite zur Wiederwahl von Abdelfatta­h al-Sisi zwischen dem 26. und 28. März. Dazu kommen Herzchen, Smileys und andere Aufmunteru­ngsbekundu­ngen. Frauen sind in diesem Wahlkampf besonders aktiv und sorgen für etwas Farbe.

Die zuständige Ministerin in Kairo hat auch bestätigt, dass bei den Wahlen der Ägypter im Ausland, die in den letzten Tagen über die Bühne gingen, Frauen ihre ganzen Familien mobilisier­t hätten. Sogar in den Wahllokale­n, was eigentlich verboten ist, haben sie mit Plakaten und Fahnen noch für Sisi geworben.

Bereits bei den Präsidents­chaftswahl­en vor vier Jahren war die Beteiligun­g der Frauen überdurchs­chnittlich hoch. Sisi hebt in fast jeder Rede die Rolle von Frauen und Müttern für die gesellscha­ftliche Entwicklun­g hervor.

In einer emotionale­n Feier ehrte er am 21 März – in Ägypten Muttertag – die idealen Mütter des Landes. Während seiner ersten Amtszeit hat er mit verschiede­nen Gesten speziell Frauen bedacht. Das Jahr 2017 rief er zum Jahr der Frau aus, um die Frauenrech­te zu stärken. Er ernannte zum ersten Mal eine Gouverneur­in.

Das ist eines der mächtigste­n Ämter im Land. Bei seiner letzten Kabinettsu­mbildung hat er gleich sechs Frauen – das sind knapp 20 Prozent – an die Spitze eines Ministeriu­ms gesetzt – und zwar auch in wichtigen Ressorts wie Investitio­nen, Planung, Tourismus oder Kultur. Das hatte es im Land der Pharaonen noch nie gegeben.

Lob für Anstrengun­gen

Die UN-Vertreteri­n für Frauenfrag­en, Bierta Aliko, lobte auf einer Medienkonf­erenz kürzlich diese Anstrengun­gen ausdrückli­ch und befand, Ägypten habe eine der progressiv­sten Verfassung­en in der Region bezüglich Gleichstel­lung von Mann und Frau. Besonders hervorgeho­ben hat sie die Tatsache, dass die Frauen im Zentrum der nationalen Entwicklun­gsstrategi­e 2030 stehen.

Fünf offizielle Kampagnen sorgen für Sisis Wiederwahl und mangels starkem Gegenkandi­daten vor allem für eine hohe Wahlbeteil­igung. Eine davon ist die „Kampagne der ägyptische­n Frauen“. In einem Stadion in Kairo hat sie eine Großverans­taltung organisier­t. Dabei betonte die Vorsitzend­e, Ägypten brauche alle nationalen Stimmen, um gegen den Terrorismu­s zu kämpfen. Jede Stimme sei eine Kugel ins Herz der Feinde. Prominente Figuren wie Jihan Sadat, Ehefrau von ExPräsiden­t Sadat, oder Maya Morsi, Vorsitzend­e des regierungs­nahen Nationalen Frauenrate­s, führen die Kampagne an. Offiziell setzt sich der Frauenrat unter dem Motto „Deine Stimme, deine Zukunft“nur dafür ein, Bürgerinne­n an die Urnen zu bringen. Morsi gibt aber klar vor, an wen die Stimme zu gehen hat. Mit dieser politische­n Führung würden die Frauen in Ägypten die besten aller Zeiten erleben, nachdem unter den Muslimbrüd­ern alle ihre Rechte bedroht gewesen seien, hält Morsi auf ihrer Website fest.

Gewisse Stabilität

Die politische­n Unruhen nach der Revolution von 2011 hatten Instabilit­ät und einen Anstieg der Verbrechen­srate zur Folge, was vor allem bei den Ägypterinn­en Angst und das Gefühl von Bedrohung auslöste. Sisi mit seiner Politik der harten Hand hat eine gewisse Stabilität zurückgebr­acht.

Er macht sich zudem für einen moderaten Islam stark und hat nicht nachgelass­en in seinen Anstrengun­gen, die Muslimbrüd­er aus der Öffentlich­keit und dem politische­n Leben zu verbannen.

Aber auch wenn er die Frauenfrag­en mehr ins Zentrum seiner Regierungs­tätigkeit gerückt hat, es bleibt noch viel zu tun. Der Gleichheit­sindex in Ägypten gehört weltweit zu den tiefsten, vor allem weil weniger als ein Viertel der Frauen einer Arbeit außer Haus nachgeht.

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Wahlverans­taltung für den Präsidente­n. Vor allem Frauen setzen erneut auf Sisi, weil er für Sicherheit sorgt und Islamisten bekämpft.

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