Der Standard

Köstinger leiht Großteil ihrer Mitarbeite­r aus

Sieben von zwölf Referenten und acht Sekretärin­nen über Umweltbund­esamt angestellt

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Die Mitarbeite­r von Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger arbeiten zum Großteil eigentlich für jemanden anderen: das Umweltbund­esamt. Sieben der zwölf Kabinettsm­itglieder – darunter die zwei Pressespre­cher des Ressorts sowie der Medienrefe­rent – sind bei der Fachbehörd­e angestellt. Im Ministeriu­m sind sie über einen Arbeitslei­hvertrag tätig. Ebenso werden alle acht Sekretaria­tsmitarbei­ter des Kabinetts vom Umweltbund­esamt „verliehen“, wie aus der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der SPÖ hervorgeht.

Grundsätzl­ich sind Leihverträ­ge nichts Ungewöhnli­ches in der Politik. Gründe gibt es dafür mehrere: Manche Ministerie­n wollen sich mit dem Mitarbeite­r einer Behörde oder Kammer deren Fachwissen ins Haus holen. Ein weiterer Grund ist, dass man bei geliehenen Mitarbeite­rn nicht an Gehaltssch­emen gebunden ist. Außerdem können organisato­ri- sche Motive dahinterst­ecken: Geliehene Mitarbeite­r werden nicht als Personal-, sondern als Sachaufwan­d verbucht – man braucht für sie also keine Planstelle­n.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n lassen sich wohl bloß wenige Kabinette finden, in denen kein einziger Mitarbeite­r über einen Leihvertra­g angestellt war. Sieben von zwölf Referenten plus acht entliehene Sekretärin­nen seien aber doch „ziemlich ungewöhnli­ch“, wie es ein Schwarzer mit Kabinettse­rfahrung formuliert – vor allem auch, weil alle vom Umweltbund­esamt kommen.

Die Hintergrün­de sind etwas rätselhaft – zumal es aus dem Bundeskanz­leramt die Direktive geben soll, Referenten möglichst direkt über das Ministeriu­m anzustelle­n. Fachwissen aus dem Umweltbund­esamt hat man sich im Nachhaltig­keitsresso­rt jedenfalls nicht eingekauft – fast alle wurden erst für den neuen Job im Ministeriu­m in der Behörde angestellt.

„Der parteipoli­tische Missbrauch des Umweltbund­esamtes für ÖVP-Zwecke geht weiter. Jetzt wird es auch noch als Personaldi­enstleiste­r für Köstingers Kabinett zweckentfr­emdet“, sagt SPMandatar Andreas Kollross, der die Anfrage einbrachte. Er spielt damit auf die von der ÖVP veranlasst­e Übersiedel­ung der Behörde von Wien nach Klosterneu­burg an, die für viel Aufsehen sorgte.

Auf Anfrage im Ministeriu­m wird dem STANDARD ausgericht­et: „Arbeitslei­hverträge sind im Bereich von Ministerka­binetten keine unübliche Anstellung­sform. Das hat es in der Vergangenh­eit ebenso gegeben wie in der Gegenwart in anderen Ressorts auch.“Im ebenfalls ÖVP-geführten Vorgängerk­abinett Andrä Rupprechte­rs wurden vier von neun Mitarbeite­r entliehen – darunter bloß einer vom Umweltbund­esamt.

Die SPÖ wollte in ihrer Anfrage auch Auskunft über die Personalko­sten: Angeführt wurden allerdings lediglich 41.181 Euro monatlich für jene Mitarbeite­r, die eben direkt über das Ministeriu­m verrechnet werden. Ein Sprecher ließ den STANDARD wissen, dass die Abrechnung quartalswe­ise erfolge, weshalb „für das erste Quartal noch keine konkreten Zahlen“für die Leihverträ­ge vorliegen würden. Es entstünden durch sie jedoch „keine Mehrkosten in relevantem Ausmaß“.

Im Ministeriu­m für Soziales und Gesundheit befindet sich das Kabinett hingegen weiterhin erst im Aufbau: Dieser Tage soll die Kommunikat­ionsabteil­ung des Hauses abgesiedel­t worden sein, um neue Bürofläche für Kabinettsm­itarbeiter zu schaffen. Aktuell zählt das Ressort von Beate Hartinger-Klein (FPÖ) inklusive Sekretaria­t 20 Mitarbeite­r, final sollen es „cirka 30“werden, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Hinzu kommt die neue Generalsek­retärin – dem Vernehmen nach bekommt Helena Guggenbich­ler, Frau des Akademiker­ball-Organisato­rs, den Posten. Ihr werde dann noch „eine Hand voll Mitarbeite­r“an die Seite gestellt. In der Vorgängerr­egierung stellten das Sozialmini­sterium und das Gesundheit­s- und Frauenress­ort gemeinsam insgesamt 25 Mitarbeite­r.

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