Der Standard

Ein ehrenwerte­s Dilemma

- Sebastian Fellner

Der Griff in die Hämekiste ist verlockend: Die Grünen zelebriere­n, wenige Monate nachdem sie aus dem Nationalra­t gewählt worden sind, wieder einmal ihre Liebe zur Selbstzers­törung. So liest man es vielfach in sozialen Netzwerken. Mit einer möglichen Anfechtung der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl würden sie am Ende auch aus dem Landesparl­ament fliegen und die absolute Mehrheit der ÖVP einzementi­eren.

Tatsächlic­h spricht aus Sicht der Grünen vieles dagegen, eine Wahlwieder­holung anzustrebe­n. In der Sache lässt sich aber schwer gegen eine Anfechtung argumentie­ren.

Ganz offensicht­lich kam es vor der Landtagswa­hl zu Unregelmäß­igkeiten, als in der einen Gemeinde hunderte Wähler aus der Evidenz gestrichen wurden, in der anderen kein einziger das Wahlrecht verlor. Ob das alles verfassung­skonform ablief, sollte von einem Gericht geprüft werden. Das verlangt der Respekt vor der Demokratie.

Die Entscheidu­ng über eine Anfechtung, die Parteichef­in Helga Krismer nun an die Funktionär­e aus der zweiten Reihe delegierte, macht das nicht leichter. Wem fühlen sie sich stärker verpflicht­et – der eigenen Partei oder dem Land? Was sollte aus grüner Sicht besser werden, wenn die Partei dem demokratis­chen Gewissen folgt, dadurch aber aus dem Landtag gewählt wird? Die Grünen befinden sich in einem Dilemma. Einem ehrenwerte­n zwar – doch das macht es nicht leichter.

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