Der Standard

Die Notbremse ziehen

- Gudrun Harrer

Vielleicht gelingt es ja, die Notbremse zu ziehen: Kurdische Peschmerga und irakische Sicherheit­skräfte haben sich auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Sorge, dass aus den Kämpfen, die nun seit zehn Tagen an den Rändern des kurdischen Autonomieg­ebiets im Nordirak andauern, ein echter Krieg wird, hat sich zuletzt verdichtet. Denn vereinzelt waren bereits kurdische Gebiete angegriffe­n worden, die nicht zu den zwischen Erbil und Bagdad „umstritten­en“gehören. Dass die kurdische Führung auch dort ihr Unabhängig­keitsrefer­endum abgehalten hatte, war der Vorwand für das militärisc­he Eingreifen der Araber.

Beide Seiten sollten nun innehalten, um Kosten und Nutzen ihres Vorgehens abzuwägen. Auch müssen Realität und Propaganda auseinande­rgeklaubt werden: Die Intensität der Kriegstrei­berei durch falsche Nachrichte­n und Bilder im Internet war atemberaub­end. Da musste auch schon eine in Kansas demolierte Brücke herhalten, um den Krieg der Kurden gegen die Infrastruk­tur zu dokumentie­ren.

Bei Fotos, die tote Jemeniten zeigen, die als tote Kurden ausgegeben werden, ist die Sachlage klar. Bei Nachrichte­n, dass die Peschmerga ihre von Deutschlan­d für den Kampf gegen den „Islamische­n Staat“gelieferte­n Waffen einsetzten – und iranabhäng­ige schiitisch­e Milizen amerikanis­che –, ist das anders. Das zeigt auch die Verwicklun­g und Verantwort­ung der internatio­nalen Gemeinscha­ft. Es ist Zeit für eine energische Vermittlun­gsaktion.

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