Flughafen baut kräftig aus
Abhängigkeit von AUA/Lufthansa steigt – Handel und Gastronomie sollen Millionen Zusatzerlöse bringen
Wien – Das Strudeln des Billigfliegers Air Berlin und seiner Österreich-Tochter Niki treibt die Abhängigkeit des Wiener Flughafens von der AUA und der LufthansaGruppe voran. Aktuell liege der Anteil des Marktführers bei rund 45 Prozent, sagte Flughafen-Vorstand Julian Jäger, er erwarte in den nächsten Jahren einen Anstieg auf bis zu 70 Prozent.
Niki und Air Berlin würden Wien heuer um bis zu zwei Millionen Passagiere bringen, der Anteil am Passagieraufkommen auf acht Prozent sinken. Vor wenigen Jahren waren es noch 20 Prozent, sagte Jäger am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die „sehr dramatische Entwicklung“bei Air Berlin werde aber von anderen Fluglinien aufgefangen.
In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der Passagiere trotz der Turbulenzen von Deutschlands zweitgrößtem Carrier um 6,7 Prozent. Dazu trugen Billigcarrier von Easyjet bis Eurowings bei. Auch die AUA hole wieder auf, sie stelle bald wieder die Hälfte der am VIE abgefertigten Passagiere, gab sich Jäger zuversichtlich. Er räumte ein, dass der steigende Lufthansa-Anteil natürlich Risiken berge, aber man werde alles tun, damit Wien der attraktivste Standort innerhalb der Lufthansa-Gruppe bleibe.
Vor diesem Hintergrund will sich das Airport-Management um andere Airlines bemühen, insbesondere um Langstreckenflüge. Sie brächten Zubringer und stationäres Geschäft durch Umsteiger.
Ab 2018 will man mit Gastronomie und Retail pro Jahr eine Million Euro an Zusatzerlösen erwirtschaften. Das bringe 42 Millionen im Nettoergebnis, rechnete Finanzvorstand Günther Ofner vor.
Auf dem Terminal drei (Schengen-Gates) soll das suboptimale Flächenangebot durch den Einsatz mobiler Shops verbessert werden. Der Vertrag mit der Handelskette Spar in der Ankunftshalle wurde um fünf Jahre verlängert. Weiteren Schub sollen die drei Ausbauprojekte Terminal zwei, Pier-Ost und die Süderweiterung bringen. Parallel dazu werde der Officepark vier ausgebaut und das Cargo-Center. Mit der Deutschen Post DHL, die auf 60.000 Quadratmeter ein Logistikcenter errichtet, kämen in der neuen Airport-City 250 Arbeitsplätze hinzu. Neu sei auch der Personaldienstleister Trenkwalder, der wichtige Firmenteile ansiedle. Laufend kämen neue Mieter dazu. Setze sich das Wachstum plangemäß fort, werde der Flughafen spätestens 2025 an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Insgesamt beziffert Ofner die Investitionen in den nächsten zehn Jahren mit 1,6 Milliarden Euro, rund 500 Millionen allein für den Ausbau der Terminals. Darin nicht inkludiert: die dritte Piste, mit der aufgrund der Ablehnung durch das Bundesverwaltungsgericht, wenn überhaupt, nicht vor 2030 zu rechnen sei. Nun ist der Verfassungsgerichtshof (VfGH) am Zug, er wird über die Beschwerde des Flughafens in der Juni-Session befinden. (ung)