Der Standard

Steakhäuse­rn setzt Reduktions­kost zu

Ein großes Steak, gebratene Kartoffeln und ein gutes Glas Wein. Das Kernangebo­t der Steakhäuse­r leidet unter sinkender Nachfrage. Was die Babyboomer damit zu tun haben und auf welche Zielgruppe gehofft wird.

- Bettina Pfluger

Wien – Sie heißen Smith & Wollensky, Outback oder Fogo de Chao und kämpfen alle mit demselben Problem: Den US-Steakhäuse­rn entschwind­et wichtige Klientel, denn die Generation der Babyboomer geht nun Schritt für Schritt in Pension. „Diese Gruppe gilt aber als wesentlich­es Zielpublik­um für eating out“, sagt Monika RosenPhili­pp, Chefanalys­tin im Bereich Private Banking der Unicredit Bank Austria. Mit dem Wegfall des Einkommens und dem Auslangen mit der Pension werden die Ausgaben neu geordnet. Folglich wird weniger oft auswärts gegessen.

Aber das ist nicht das einzige Problem, mit dem Steakhäuse­r und auch andere Restaurant­ketten kämpfen. Weil man von den Wall-Street-Bankern allein nicht mehr leben kann, setzen Steak-House-Ketten verstärkt auf die Zielgruppe Frau. Diese essen aber nicht so oft riesige Fleischstü­cke mit Kartoffeln und trinken dazu teuren Wein. In der Praxis bedeuten mehr weibliche Gäste mehr Salate, mehr Fisch und Meeresfrüc­hte, leichtere Gerichte und leichtere Weine. Das alles wiederum bedeutet aber auch kleinere Rechnungen. Der Besitzer eines New Yorker Steakhause­s fasst es so zusammen: „Männer bestellen zu Steaks und Kartoffeln eine Flasche Wein um 200 Dollar, Frauen zum Fisch eine um 40 Dollar.“

Bei den Getränken ist der Wechsel der Klientel für die Restaurant­besitzer besonders spürbar, denn Gewinn wird ob der größeren Mar- gen vor allem bei den alkoholisc­hen Getränken gemacht. Bei Steakhäuse­rn kommt der Umsatz im Schnitt zu rund 30 Prozent von alkoholisc­hen Getränken.

Dass die Kundenfreq­uenz bei den Steakhäuse­rn zuletzt rückläufig war, liegt auch daran, dass es anscheinen­d eine gewisse Sättigung im Markt gibt. Zudem sind die Umsätze in Restaurant­s (sie sollen heuer nur um ein Prozent steigen) stark an die Trends auf dem Arbeitsmar­kt und an den Treibstoff­preis gekoppelt. Beides lief zuletzt eher in die falsche Richtung. „Restaurant-Aktien gehören zum zyklischen Konsum, das heißt, sie atmen mit der Konjunktur mit“, sagt Rosen-Philipp. Schwächelt die Wirtschaft, wird auch in diesem Bereich gespart. Die letzten Arbeitsmar­ktdaten haben jedenfalls nicht überzeugt. In der US-Wirtschaft sind im Mai mit 138.000 neuen Stellen weit weniger Jobs entstanden als erwartet. Ökonomen hatten 185.000 Stellen erwartet. In beiden Vormonaten zusammen entstanden 66.000 Stellen weniger als angenommen.

Der Ölpreis ging zwar wieder etwas zurück, hatte aber davor deutlich zugelegt. Auch das schlägt sich auf das Essverhalt­en durch. Denn die Leute müssen es sich auch leisten können, mit dem Auto zum Lokal zu fahren. Dass der Ölpreis zuletzt wieder angezogen hat, verändert vor allem das Kaufverhal­ten der unteren Einkommens­schicht. Sie fahren wieder tendenziel­l dorthin, wo das Essen billig ist, weil die Treibstoff­preise das Budget stärker belasten.

Anleger haben wenig Appetit

Das spiegelt sich – zumindest teilweise – auch an der Börse wider. Das jüngste Beispiel ist Fogo de Chao, deren Papiere an der New York Stock Exchange notieren. Die Aktie der brasiliani­schen Steakhausk­ette wurde im Juni des Vorjahres gelistet und für 20 Dollar ausgegeben. Am ersten Handelstag folgte ein Sprung auf 25 Dollar, und seither geht es stetig bergab. Derzeit notieren Fogo-de-ChaoPapier­e bei rund 13 US-Dollar. Das Unternehme­n hat zuletzt eine Kapitalerh­öhung angekündig­t, was Anleger zunehmend verunsiche­rt.

Die McDonald’s-Aktie liegt im Jahresabst­and hingegen rund 20 Prozent im Plus. „Aktien gehören auch zu den vorauslauf­enden Indikatore­n“, fasst Rosen-Philipp zusammen. Daher könnte das auch ein Indikator sein, wohin die Reise essenstech­nisch geht.

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Ein Kassenschl­ager kommt in die Jahre: US-Steakhäuse­r leiden unter rückläufig­er Kundenfreq­uenz. Auch die Wirtschaft­sdaten und der Ölpreis beeinfluss­en die Lust auf gebratenes Fleisch.

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