Der Standard

Beruhigung­spillen für Wiener ÖVP und Lehrer

ÖVP und SPÖ haben sich doch noch auf eine Schulrefor­m geeinigt, die Modellregi­onen zur Gesamtschu­le und damit wohl die Zustimmung der Grünen bringt. Einige Einschränk­ungen sollen kritische Teile der ÖVP beruhigen.

- Lisa Kogelnik

Eigentlich haben sich SPÖ und ÖVP schon mehrmals auf eine Bildungsre­form geeinigt, am Sonntagabe­nd war es dann aber wirklich so weit. Sie hätten sich nun auf einen Gesetzesen­twurf verständig­t, der die Grünen überzeugen soll und damit die Zweidritte­lmehrheit für das Vorhaben sichern werde, verkündete­n Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) und Wissenscha­ftsministe­r Harald Mahrer (ÖVP). Der grüne Bildungssp­recher Harald Walser ging zunächst von Verhandlun­gen noch am Montag aus – nachdem er den Gesetzesen­twurf aber nicht wie geplant schon zu Mittag bekommen hatte, wird nun doch erst heute, Dienstag, verhandelt.

Lange Umsetzungs­dauer

Sollte das Paket tatsächlic­h Ende Juni beschlosse­n werden, wird es jedenfalls noch viele Jahre dauern, bis es in allen Klassenzim­mern ankommt. Umgesetzt werden sollen die Freiheiten für Direktoren (siehe Wissen) ab diesem Herbst erst in einzelnen „Leuchtturm­schulen“. Diese sollen in einer Art Buddy-System andere Schulen bei der Umstellung begleiten. Erst in fünf bis zehn Jahren wird die Reform komplett umgesetzt sein, kündigte Hammerschm­id an.

Ähnliches gilt für die Modellregi­on zur Gesamtschu­le in Vorarlberg (siehe Artikel unten), die SPÖ und ÖVP auf Wunsch der Grünen noch in den Entwurf gepackt haben. Möglich wird der Schulversu­ch im ganzen Ländle dadurch, dass 15 Prozent der Schulen bundesweit eine solche Modellregi­on bilden können. Einschränk­ung: Nur 5000 AHS-Unterstufe­nschüler dürfen an einem solchen Test pro Bundesland teilnehme Damit ginge sich auch im Burgenland (siehe Grafik) eine Modellregi­on aus, was Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) befürworte­t. Beruhigt sein dürfte die Wiener ÖVP sein, die sich vehement gegen die Modellregi­onen gewehrt hat.

Eigentlich hatte es schon vor rund zehn Tagen eine Einigung zwischen Hammerschm­id, Mahrer und den Grünen gegeben. Der ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel soll diese kritisiert haben, ÖVPObmann Sebastian Kurz erklärte daraufhin, dass es keine Einigung gebe. Ihm sei ein Beschluss mit der FPÖ lieber, die extra Deutschkla­ssen für Migranten fordert.

Neue Verfassung­sbestimmun­g

Im Wissenscha­ftsministe­rium wird nun betont, dass durch die Beschränku­ng auf 5000 AHSSchüler eine Modellregi­on in Wien ausgeschlo­ssen sei. Zudem müssen Lehrer- und Elternvert­reter des Standorts zustimmen, wenn ihre Schule Teil des Versuchs werden soll. Ebenfalls neu: Eine Durchschni­ttszahl von 25 Kindern pro Klasse und Bundesland soll in die Verfassung geschriebe­n werden. „Im Landesschn­itt dürfen nicht mehr als 25 Kinder in einer Klasse sein“, sagt ein Sprecher Mahrers zum STANDARD. Das Büro Hammerschm­ids wollte sich bis zur Einigung mit den Grünen nicht zu Details des Entwurfs äußern.

Das Autonomiep­aket sieht vor, dass die Klassensch­ülerhöchst­zahl von 25 Schülern aufgehoben wird und die Schulleite­r über die Gruppengrö­ßen entscheide­n. Vor allem die Wiener Pflichtsch­ullehrerge­werkschaft­er hatten dagegen massiv protestier­t. Sie fürchteten viele größere Klassen in der Bundeshaup­tstadt. „Das wird jetzt nicht möglich sein“, sagt der Sprecher Mahrers.

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