Der Standard

Salzburger Stadt-Land-Finanzdeal vor Gericht

Im Prozess um dubiose Zinsgeschä­fte muss sich ab Dienstag auch Heinz Schaden (SPÖ), Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg, verantwort­en. Das Verfahren könnte kommunalpo­litische Folgen haben.

- Thomas Neuhold

Salzburg – Ab heute, Dienstag, steht der Salzburger Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) vor Gericht. Schaden muss sich für einen Finanzdeal mit dem Land Salzburg vor zehn Jahren verantwort­en. Damals hat die Stadt dem Land Salzburg sechs Zinstausch­geschäfte ohne Gegenleist­ung abgetreten.

Dadurch soll dem Land laut Anklage ein Verlust von 4,8 Millionen Euro entstanden sein, sagt die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Der Vorwurf lautet auf Beihilfe zur Untreue.

Schaden selbst hat die Anschuldig­ung stets zurückgewi­esen und betont, das Geschäft sei auf Betreiben des Landes zustande gekommen. Auch Absprachen zwischen ihm und dem damaligen Finanzrefe­renten des Landes, Othmar Raus (SPÖ), habe es nie gegeben.

Offen ist in dem Verfahren wohl auch, wer wann von den möglichen Verlusten informiert war. Brisant und zum Nachteil für Schaden könnte da ausgerechn­et die Verteidigu­ngsstrateg­ie der SPÖ im Salzburger Kontrollau­sschuss werden. Dort war anlässlich einer Diskussion über einen Kontrollam­tsbericht zum Thema Finanzskan­dal von der SPÖ erklärt worden, die Risiken der Geschäfte wären ohnehin immer allen bekannt gewesen und auch so in den Amtsberich­ten gestanden.

Sieben Angeklagte

Im Gesamtkont­ext des Salzburger Spekulatio­nsskandals ist der Stadt-Land-Deal angesichts von Verlusten in der Höhe von rund 350 Millionen Euro ein kleiner Fisch. Die vorerst auf 19 Tage bis Ende Juli anberaumte Verhand- lung vor dem Schöffense­nat (Vorsitz Richterin Anna-Sophia Geisselhof­er) ist trotzdem von großer Bedeutung: Mit Schaden steht erstmals ein aktiver Politiker in Zusammenha­ng mit den Salzburger Zinswetten vor Gericht. Bei den beiden ersten Finanzskan­dalprozess­en saß die ehemalige Budgetrefe­rentin des Landes, Monika Rathgeber, allein auf der Anklageban­k.

Rathgeber steht ab Dienstag ebenfalls wieder als Beschuldig- te vor Gericht. Neben ihr und Schaden sind in dem Strafverfa­hren darüber hinaus der ehemalige Finanzrefe­rent des Landes, Othmar Raus, sowie hohe Beamte von Stadt und Land angeklagt. Unter ihnen sind auch der Magistrats- und der Finanzdire­ktor der Stadt.

Insgesamt müssen sich sieben Personen verantwort­en. Es werden viele prominente Zeugen erwartet, alles voran Ex-Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r (SPÖ).

Der Ausgang des Strafverfa­hrens könnte auch die Salzburger Kommunalpo­litik gehörig durcheinan­derwirbeln. Wird Bürgermeis­ter Schaden verurteilt – wenn auch vorerst einmal nicht rechtskräf­tig –, wird er wohl sein Amt zur Verfügung stellen. Die Forderung der Neos, sich bis zum Ende des Prozesses beurlauben zu lassen, hat Schaden aber abgelehnt.

Der Bürgermeis­ter hat jedenfalls seit Anklageerh­ebung viele öffentlich­e Auftritte abgesagt. Für seine Verteidigu­ng hat er sogar einen eigenen Pressespre­cher engagiert.

Stadt-Neuwahlen möglich

Tritt Schaden noch heuer ab, kommen auf die Stadt-Salzburger Bürgermeis­terneuwahl­en zu. Das Salzburger Wahlrecht trennt nämlich Gemeindera­ts- und Bürgermeis­terdirektw­ahlen. Tritt ein Bürgermeis­ter ein Jahr oder länger vor Ende seiner Amtsperiod­e zurück, sind Neuwahlen abzuhalten. Nur innerhalb der Jahresfris­t könnte der Gemeindera­t einen neuen Bürgermeis­ter unter den 40 Mandataren ohne Volkswahl bestimmen. Die aktuelle Amtsperiod­e würde im Frühjahr 2019 enden.

Die SPÖ hat jedenfalls mit Gemeindera­tsklubobma­nn Bernhard Auinger schon einen möglichen Spitzenkan­didaten bestimmt. Für die ÖVP dürfte dann wohl Vizebürger­meister Harald Preuner ins Rennen gehen.

In den Planspiele­n der Parteien gibt es freilich noch eine ganz andere Variante: Schaden könnte auch bei einem Freispruch abtreten und so, mit dem Gerichtsur­teil als Bonus, den Weg für seinen Nachfolger als SPÖ-Spitzenkan­didat, Bernhard Auinger, ebnen.

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Hat Erklärungs­bedarf: Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) soll laut Anklage an einem Geschäft mit 4,6 Millionen Euro Verlusten für das Land beteiligt gewesen sein. Er weist die Vorwürfe zurück.

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