Der Standard

„Austria second!“

- Ljubiša Tošić

Während die Politwelt auf Twitter-Meldungen wartend versucht, aus Angst vor verbalen Strafzölle­n für Donald Trump unerreichb­ar zu bleiben, geht die Satire in die Werbeoffen­sive. In einer Art Sympathiec­ontest suchen Diplomaten des Humorigen, den Mann im Weißen Haus („America first!“) von Vorzügen ihrer Länder zu überzeugen.

Was unlängst in den Niederland­en begann, präsentier­t sich mittlerwei­le unter dem Motto „Who wants to be second“auf everysecon­dcounts.eu internatio­nal. Eine Massenbewe­gung! Immer mehr wollen nach Amerika zweitgerei­ht werden; und auch das Alpenland hat sich beteiligt. In Willkommen Österreich demonstrie­rt ein etwas lang geratener Film, wie gut die Wertewelt jenes Mannes verstanden wird, der mit seiner Fähigkeit, 100 Schriftstü­cke pro Sekunde zu unterzeich­nen, den Weltrekord in der Disziplin des „Dekreting“hält.

Das „größte Land Europas“wirbt mit dörflicher Idylle (Fucking, Hard und Assling), betont mit Conchita Wurst zu Recht die Schönheit seiner Mädels und schmückt sich mit Andreas Gabalier als Land der großen Töne. Ob Trump der Verquickun­g des hiesigen Familiensi­nns mit Bildern von Josef F. und Kellern mit Verständni­s begegnen wird, bleibt jedoch fraglich.

Und auch der Hinweis, hierzuland­e würde der „jüngste und coolste“Außenminis­ter werken (Sebastian Short) und Humphrey Bogart den Kanzler geben, könnte Trumps Eifersucht kitzeln. In Summe jedoch kann der Film mit dem Niederländ­ischen, was Selbstiron­ie anbelangt, gut mithalten. Nun bleibt abzuwarten, ob Trump per Dekret die Satire als solche mit einem gestrengen US-Einreiseve­rbot belegt. pderStanda­rd.

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