Der Standard

Üppige Management­kosten am Brenner

Nicht nur die Prognosen für die Kosten des Brenner-Basistunne­ls zeigen nach oben, auch die Aufwendung­en für Management und Dienstleis­ter. Sie haben sich seit 2002 mehr als verdreifac­ht. Die Güterverla­gerung auf die Schiene hingegen stagniert.

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Wien – Neben realitätsf­ernen Kostenprog­nosen, die auch vom Aufsichtsr­at nie abgesegnet wurden, befand der Rechnungsh­of (RH) bei seiner Prüfung im Vorjahr noch eine Reihe weiterer Umstände beim Bau des Brenner-Basistunne­ls (BBT) für verbesseru­ngswürdig. Die Management­kosten beispielsw­eise befanden die staatliche­n Buchprüfer als ausufernd.

Die in einer Kostengrup­pe erfassten Management­kosten der mit Bau und Betrieb des BBT betrauten österreich­isch-italienisc­hen BBT SE stiegen von 2002 bis 2013 tatsächlic­h ansehnlich: Sie haben sich von 267 auf rund 936 Millionen Euro mehr als verdreifac­ht. Darin enthalten sind allerdings nicht nur Personalko­sten, wie die Bezeichnun­g der Kostengrup­pe nahelegt, sondern auch Dienstleis­tungen wie Planungen, Beweissich­erungen, Behördenve­rfahren und Vorerkundu­ngen.

Auffällig sind die starken jährlichen Schwankung­en: 2010 betrugen sie 11,11 Mio. Euro, zwei Jahre später fast das Dreifache. Im Schnitt pro Jahr 20,35 Millionen Euro, rechnet der RH vor.

Rechnete man die Differenz zum Prognosewe­rt von 722,34 Euro bis zur Inbetriebn­ahme Ende 2026 hoch, beliefen sich die Management­kosten auf 60 Mio. Euro pro Jahr – eine Verdoppelu­ng der Kosten des bisher stärksten Jahres 2014 gleich, schreibt der RH und empfiehlt dem BBT-SE-Management unter Generaldir­ektor Konrad Bergmeiste­r dringend eine Anpassung dieser Aufwendung­en.

Anpassunge­n brauchten laut RH freilich auch Zeit- und Aktionsplä­ne für die Zulaufstre­cken zum dereinst längsten Eisenbahnt­unnel Europas. Jene in Deutschlan­d, also die Verknüpfun­g von deutschem Inntal und Österreich (Schaftenau), wird voraussich­tlich erst nach 2035 fertig – zehn Jahre nach Fertigstel­lung des Haupttunne­ls. Nicht viel besser auf der Südseite: Zwar sind zahlreiche Abschnitte wie die Umfahrunge­n Bozen und Trento sowie die Einfahrt Verona „prioritär“(sollen zeitgleich mit dem BBT fertig werden). Für dazwischen liegende Strecken gibt es aber nicht mehr als Planungsar­beiten.

Für beide Seiten hat Österreich keine völkerrech­tlich verbindlic­hen Verträge samt Sanktionsm­öglichkeit­en mit seinen Nach- barländern, kritisiert der RH. Wie berichtet, belaufen sich die prognostiz­ierten Kosten für den BBT inzwischen auf 8,66 Milliarden Euro. Davon die Hälfte entfällt auf Österreich, wobei sich der Finanzieru­ngsanteil Österreich­s gemäß Annuitäten­rechnung inklusive Finanzieru­ngskosten auf 6,08 Mrd. Euro beläuft. Inklusive Zulaufstre­cken wird das Megaprojek­t BBT auf 19,6 Milliarden taxiert.

Das Verkehrsmi­nisterium kontert, der BBT bringe auch ohne Zulaufstre­cken Verbesseru­ngen.

Gemessen am Güteraufko­mmen brauchte es den BBT möglicherw­eise nicht mehr, das Bahngüterv­olumen stagniert wie auch die Verlagerun­g auf die Schiene. Sanktionen bei Verstößen gegen den Aktionspla­n Brenner gibt es auch nicht. Und: Die Rollende Landstraße bekam durch das sektorale Fahrverbot in Tirol zwar Auftrieb, sie hat ab Inbetriebn­ahme des BBT aber kaum Zukunft, weil am Südzulauf die Strecken- und Terminalka­pazität fehle, schreibt der RH. (ung)

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Informiert über den Brennertun­nel hat sich der bayerische Innenminis­ter Joachim Hermann (CSU) schon, nur ausbauen wollen die Deutschen ihre Zulaufstre­cken nicht.

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