Der Standard

ÖBB eilt von Rekord zu Rekord

Bahnchef Matthä lässt Finanzmini­ster abblitzen und verkündet „sehr gutes Ergebnis“und Passagierr­ekord

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Wien – Auf ein „sehr gutes Ergebnis“stimmt ÖBB-Konzernche­f Andreas Matthä die Öffentlich­keit ein. Selbst der Güterverke­hr sei im Vorjahr „deutlich positiv“gewesen, sagte der seit Jahresmitt­e als ÖBB-Holding-Chef Installier­te am Donnerstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en, ohne freilich Kennziffer­n für das Geschäftsj­ahr 2016 zu nennen. Auf den Umsatz der Güterspart­e Rail Cargo Austria (RCA) wirkte sich das freilich nicht aus, er stagnierte, wie Matthä einräumte. „Die goldenen Zeiten im Güterverke­hr sind vorbei. Wir stehen nicht nur im Heimmarkt Österreich/Ungarn unter hohem Margendruc­k.“

Zu den Ertragsbri­ngern der RCA zählen nicht nur die Werkstätte­ntochter TS und die für Traktion zuständige ÖBB-Produktion, die insbesonde­re durch die RCA-Konzernsch­wester ÖBB-Personenve­rkehr AG gut ausgelaste­t sind. Der Wermutstro­pfen dabei: Der Personenve­rkehr wird maßgeblich von der öffentlich­en Hand finanziert, die bei der ÖBB Nah- und Regionalve­rkehrszüge bestellt, aber auch Fernzüge westlich von Salzburg und auf der Südbahn bezuschuss­t. „Der Güterverke­hr zeigt auch operativ positive Signale.“Diese sind offenbar so stark, dass sie den Kauf von 30 Güterloks rechtferti­gen. Sie will die ÖBB noch heuer im Sommer aus dem soeben fixierten Rahmenvert­rag mit Siemens abrufen und vorwiegend in Italien einsetzen.

Die Milliarden­investitio­nen in den Bahnausbau – von Koralmüber Semmering- und Brennerbas­istunnel bis zu rund 100 Bahnhofsum­bauten bis 2025 – vertei- digt der ÖBB-Chef: „Der Rahmenplan mit jährlich zwei Milliarden Euro Investitio­nen besteht nicht nur aus Tunneln und Beton“, sagte Matthä in Richtung Finanzmini­sterium, „sondern auch aus Technologi­sierung und Automatisi­erung. Wir verlegen auch Breitband.“Wiewohl unausgespr­ochen, Adressat dieser Botschaft ist Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP). Er mahnt in seinem „Pakt für Österreich“Umschichtu­ngen vom Bahn- hin zum Breitbanda­usbau ein – der STANDARD berichtete.

Die Digitalisi­erung sei für die „ÖBB der nächsten Generation“unerlässli­ch. Allein in den Mobilfunk auf der Weststreck­e steckt die ÖBB bis Jahresende 70 Millionen Euro, 30 weitere A1 und Co.

Investiert wird auch im Personenve­rkehr wie wild. 600 Millionen Euro kosten allein die DesiroCity­jets von Siemens und die 21 Talent-Elektrotri­ebzüge von Bombardier. Um weitere 30 Mio. Euro wurden Liege- und Schlafwage­n angeschaff­t, mit denen Nachtzugve­rbindungen bedient werden, die die Deutsche Bahn mangels Rentabilit­ät aufgegeben hat. Man fahre aber nur Linien, die in der Produktion rentierten, betonte Matthä. Das Rollmateri­al muss nun adaptiert werden, 2019 soll es so richtig losgehen, beispielsw­eise im Italien-Verkehr. 2018 will man nächtens 1,6 Millionen Fahrgäste transporti­eren, derzeit sind es laut Angaben des Bahnchefs rund eine Million Fahrgäste.

Noch ein Vorgriff auf die Bilanz 2016: Die ÖBB stellte erneut ihren eigenen Fahrgastre­kord ein, hält jetzt bei 463 Millionen Passagiere­n, das sind um vier Millionen mehr als 2015. Sie werden bis Mitte 2018 von Caterer Do & Co versorgt, denn die ÖBB hat ihre Option auf Verlängeru­ng bis Mitte 2018 gezogen – in der Hoffnung, dass Gewerkscha­ft und Wirtschaft­skammer bis dahin den Kollektivv­ertrag für „Mobile Reisendenb­etreuung“fertig haben. (ung)

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Foto: APA/Scheriau Der oberste Eisenbahne­r, Andreas Matthä, hat viele Baustellen.

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