Kopf des Tages
Die Museumsfachfrau leitet ab 13. Februar das Haus in der Neuen Burg – Es soll sich stark an Junge richten
Die Historikerin und Kuratorin Monika Sommer-Sieghart wird erste Direktorin des neuen Hauses der Geschichte.
Wien – Politisch stand das Langzeitprojekt eines historischen Bundesmuseums permanent auf der Kippe. In gut 30 Jahren Diskussion über Standorte, historische Differenzen und budgetäre Fragen schien es bereits ausgeschlossen, dass sich SPÖ und ÖVP je über ein solches Haus einigen würden.
Im September 2015 machten Ex-Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und WissenschaftsStaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) auch gegen interne Widerstände Nägel mit Köpfen. Seither steht fest: Das Haus der Geschichte Österreich (HGÖ) wird bis November 2018 in Räumlichkeiten der Neuen Burg entstehen.
Ostermayers Nachfolger Thomas Drozda (SPÖ) oblag die nicht einfache Aufgabe, das Projekt auch finanziell in trockene Tücher zu bringen. Im Oktober 2016 kam die Ernüchterung: Die ursprünglich geplanten 3000 Quadratmeter um 30 Millionen Euro reduzierte man auf 1800 um 10 Millionen. Als Perspektive für spätere Jahre wird nach wie vor ein Neubau ins Auge gefasst.
Zuversicht, dass aus dem „Provisorium“in der Neuen Burg schon jetzt ein bemerkenswerter Ort der Geschichtsvermittlung werden könnte, nährt die nun getroffene Personalentscheidung: Monika Sommer-Sieghart wird mit 13. Februar als Direktorin antreten. Die 42-jährige Historikerin, Museologin und Kuratorin wurde von Johanna Rachinger, Chefin der Nationalbibliothek (ÖNB), an die das HGÖ organisatorisch angegliedert ist, als „vielseitige Museumsfachfrau“präsentiert.
13 Personen (fünf Frauen, acht Männer) hatten sich für den Posten beworben, eine davon kam aus dem Ausland. Die Entscheidung traf die ÖNB-Chefin auf der Basis eines Dreiervorschlags des wissenschaftlichen Beirats des HGÖ. Dieser setzt sich zusammen aus dem Historiker Oliver Rathkolb (Vorsitz), der Kulturwissenschaf- terin Aleida Assmann, AkademieRektorin Eva Blimlinger, Gerhard Baumgartner vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, dem Salzburger ExLandeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) und Staatsarchiv-Direktor Wolfgang Maderthaner. Sommer-Sieghart, die als Erstgereihte aus dem Bewerbungsprozess hervorging, gehe es „um die permanente Interaktion zwischen Forschung und Museen“, so Rathkolb in seiner Begründung.
Der Fokus der Neo-Direktorin liegt jetzt ganz klar auf der ersten Ausstellung, die am 12. November 2018 anlässlich des 100. Jahrestags der Gründung der Ersten Republik gezeigt werden soll.
Im ersten Schritt werde Sommer-Sieghart nun ihr Team formieren, sieben Positionen wurden bereits ausgeschrieben. Den historisch belasteten „Hitler-Balkon“der Neuen Burg will sie mit wech- selnden künstlerischen Projekten ins Konzept mit einbeziehen, ebenso das Äußere Burgtor, wo sie schon jetzt als Kuratorin tätig war.
Das HGÖ solle sich ganz stark an junge Menschen adressieren und Vertrauen in die Demokratie stärken, gab Sommer-Sieghart die Marschrichtung vor. Parallel zum Haus selbst soll ein umfassendes Onlinearchiv zur österreichischen Geschichte aufgebaut werden. Unter dem Titel „Zukunftslabor“will man Schüler und Lehrlinge in die Projekte mit einbinden. Mit den derzeit zur Verfügung stehenden Räumen zeigt sie sich zufrieden, aber auch einen Neubau würde sie begrüßen. „In der Vermittlungsarbeit wäre dort wesentlich mehr möglich.“(stew)