Trump holt weitere Vertreter der Finanzeliten
Investmentbanker Steve Mnuchin für Finanzen zuständig, Wilbur Ross für Handel
Donald Trump wird einem alten Hasen der Wall Street das Finanzressort übertragen. So kräftig er auf Wahlkampfbühnen gegen die Eliten der Finanzwelt, der Politik, der Medien ausgeteilt hatte, mit Steven Mnuchin vertraut er einem klassischen Vertreter jenes populistisch angefeindeten Establishments einen Schlüsselposten seiner Administration an. Mnuchin hat 17 Jahre für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet, bevor er ein Unternehmen gründete und sich auf die Finanzierung von HollywoodFilmen spezialisierte.
Wie kurz der Weg von dem New Yorker Geldhaus in die höchsten Regierungsetagen ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die jüngere amerikanische Geschichte. 1995 war es Bill Clinton, der den Goldman-Sachs-Banker Robert Rubin zum Finanzminister machte. 2006 folgte George W. Bush diesem Beispiel und holte den damaligen Goldman-SachsChef Hank Paulson. Nun bestätigt die Personalie Mnuchin das alte Muster. Kein Wunder, dass Kritiker des designierten Präsidenten eine erste Gelegenheit sehen, um nachzuweisen, was für eine Kluft zwischen Wort und Tat klafft. Der Schritt beweise nur, dass es die Wall Street sei, die die Regeln aufstelle, „damit ein manipuliertes System für sie funktioniert“, sagt Tammy Baldwin, eine demokratische Senatorin aus Wisconsin. Dort hat Trump, wie auch in anderen Rostgürtel-Staaten, die Wahl gewonnen, indem er einer frustrierten Arbeiterschaft versprach, den Sumpf korrupter Seilschaften trockenzulegen.
Mit einem geschätzten Vermögen von 40 Millionen Dollar verabschiedete sich Mnuchin im Jahr 2002 von Goldman Sachs. Danach arbeitete er für den Hedgefondsmanager George Soros, bevor er eine eigene Firma namens Dune Capital gründete. In Hollywood finanzierte er KinoBlockbuster wie „Avatar“und „American Sniper“. An der Wall Street machte er sich einen Namen, als er der amerikanischen Einlagensicherungsbehörde die im Zuge der Finanzkrise abge- stürzte Hypothekenbank Indymac abkaufte. Mnuchin benannte die Pleitebank in One West um und kassierte 2015 beim Verkauf rund das Doppelte seines Einsatzes.
Es ist aber noch ein zweites Muster, das sich im Falle des neuen Finanzministers zu bestätigen scheint: Abgesehen von der einen oder anderen Ausnahme belohnt Trump Loyalisten, die ihm bereits die Treue hielten. So hält er es mit Wilbur Ross, dem 79 Jahre alten Besitzer einer Investmentfirma, der Wirtschaftsminister werden soll. Der Milliardär hatte ihn im Wahlkampf beraten.
Geplante Steuersenkung
Mnuchin wiederum gehörte früh zum Kreis der Vertrauten. Während die meisten seiner WallStreet-Kollegen Hillary Clinton den Vorzug vor dem Risiko namens Donald Trump gaben, suchte der 53-Jährige frühzeitig die Nähe des Immobilientycoons und kümmerte sich um die Wahlfinanzen Trumps. Höchste Priorität für den neuen Mann an der Spitze der Treasury hat Trumps Plan, die Unternehmenssteuer auf 15 Prozent zu senken. Im Kongress dürften sich noch heftige Debatten daran entzünden. pKommentar auf dSt.at/Meinung