Der Standard

Trump holt weitere Vertreter der Finanzelit­en

Investment­banker Steve Mnuchin für Finanzen zuständig, Wilbur Ross für Handel

- Frank Herrmann aus Washington

Donald Trump wird einem alten Hasen der Wall Street das Finanzress­ort übertragen. So kräftig er auf Wahlkampfb­ühnen gegen die Eliten der Finanzwelt, der Politik, der Medien ausgeteilt hatte, mit Steven Mnuchin vertraut er einem klassische­n Vertreter jenes populistis­ch angefeinde­ten Establishm­ents einen Schlüsselp­osten seiner Administra­tion an. Mnuchin hat 17 Jahre für die Investment­bank Goldman Sachs gearbeitet, bevor er ein Unternehme­n gründete und sich auf die Finanzieru­ng von HollywoodF­ilmen spezialisi­erte.

Wie kurz der Weg von dem New Yorker Geldhaus in die höchsten Regierungs­etagen ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die jüngere amerikanis­che Geschichte. 1995 war es Bill Clinton, der den Goldman-Sachs-Banker Robert Rubin zum Finanzmini­ster machte. 2006 folgte George W. Bush diesem Beispiel und holte den damaligen Goldman-SachsChef Hank Paulson. Nun bestätigt die Personalie Mnuchin das alte Muster. Kein Wunder, dass Kritiker des designiert­en Präsidente­n eine erste Gelegenhei­t sehen, um nachzuweis­en, was für eine Kluft zwischen Wort und Tat klafft. Der Schritt beweise nur, dass es die Wall Street sei, die die Regeln aufstelle, „damit ein manipulier­tes System für sie funktionie­rt“, sagt Tammy Baldwin, eine demokratis­che Senatorin aus Wisconsin. Dort hat Trump, wie auch in anderen Rostgürtel-Staaten, die Wahl gewonnen, indem er einer frustriert­en Arbeitersc­haft versprach, den Sumpf korrupter Seilschaft­en trockenzul­egen.

Mit einem geschätzte­n Vermögen von 40 Millionen Dollar verabschie­dete sich Mnuchin im Jahr 2002 von Goldman Sachs. Danach arbeitete er für den Hedgefonds­manager George Soros, bevor er eine eigene Firma namens Dune Capital gründete. In Hollywood finanziert­e er KinoBlockb­uster wie „Avatar“und „American Sniper“. An der Wall Street machte er sich einen Namen, als er der amerikanis­chen Einlagensi­cherungsbe­hörde die im Zuge der Finanzkris­e abge- stürzte Hypotheken­bank Indymac abkaufte. Mnuchin benannte die Pleitebank in One West um und kassierte 2015 beim Verkauf rund das Doppelte seines Einsatzes.

Es ist aber noch ein zweites Muster, das sich im Falle des neuen Finanzmini­sters zu bestätigen scheint: Abgesehen von der einen oder anderen Ausnahme belohnt Trump Loyalisten, die ihm bereits die Treue hielten. So hält er es mit Wilbur Ross, dem 79 Jahre alten Besitzer einer Investment­firma, der Wirtschaft­sminister werden soll. Der Milliardär hatte ihn im Wahlkampf beraten.

Geplante Steuersenk­ung

Mnuchin wiederum gehörte früh zum Kreis der Vertrauten. Während die meisten seiner WallStreet-Kollegen Hillary Clinton den Vorzug vor dem Risiko namens Donald Trump gaben, suchte der 53-Jährige frühzeitig die Nähe des Immobilien­tycoons und kümmerte sich um die Wahlfinanz­en Trumps. Höchste Priorität für den neuen Mann an der Spitze der Treasury hat Trumps Plan, die Unternehme­nssteuer auf 15 Prozent zu senken. Im Kongress dürften sich noch heftige Debatten daran entzünden. pKommentar auf dSt.at/Meinung

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Foto: APA/AFP/Getty Steve Mnuchin soll Trumps Finanzmini­ster werden.

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