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Mit dem neuen Crafter beendet VW die Kooperation mit Daimler und startet den Nutzfahrzeug-Baukasten
Almería – Dass wir uns hier einem Nutzfahrzeugthema widmen, hat einen bestimmten Grund, und der heißt Baukasten. Der VW-Konzern hat den – weiland unter Ferdinand Piëchs segensreicher Ägide mit der Plattformstrategie (von fast aller Autowelt übernommen) begonnenen – Ansatz inzwischen bis zum Baukastenansatz vorangetrieben. Hauptzweck: Reduktion von Komplexität und Kosten.
Der weitaus stückzahlträchtigste ist der MQB (Modularer Querbaukasten; Motoren quer eingebaut), gefolgt von MLB (Modularer Längsbaukasten; Längseinbau) und MSB (Motoren längs, Hinterradantrieb). Nun also der MNB (Modularer Nutzfahrzeugbaukasten), mit dem VW die Gleichteilestrategie ausweitet. 2020 folgt dann noch der MEB (Modularer Elektrobaukasten) für E-Mobile.
MNB und Crafter. VW hatte sich zuletzt an Daimler angehängt, der erste Crafter (seit 2006) war eigentlich ein Mercedes Sprinter. Mit allen Vor- und Nachteilen so einer Kooperation. Vorteil: Man sparte sich eine teure Eigenent- wicklung. Nachteil: Etliche Märkte waren für VWN (VW Nutzfahrzeuge) gesperrt und die Stückzahlen auf rund 50.000 begrenzt.
Nun also doch eine teure Neuentwicklung. Wie teuer, verrät man nicht, aber allein die neue Fabrikationsstelle in Wreschen (Września, ca. 50 km östlich von Posen) hat 800 Millionen Euro ge- kostet. Dass die Kapazitäten dort auf 100.000 Fahrzeuge jährlich ausgelegt sind, zeigt, dass VW mit dem Crafter noch ehrgeizige Ziele hat. Tatsächlich will man bis 2020 den Weltmarktanteil von 4,3 Prozent auf mehr als sechs Prozent steigern. Im März geht’s los.
Statt bisher drei gibt es jetzt nur noch zwei Radstände. Darauf sind 69 Varianten darstellbar, von Kastenwagen bis Pritsche und Kleinbus (sowie eine batterieelektrische Version, Reichweite 200 km; startet ebenfalls 2017), und der MANAbleger heißt TGE. Zur Auswahl stehen Front-, Hinterrad- und Allradantrieb, vier Dieselmotoren (102–177 PS), 6-Gang-Schaltung und 8-Gang-Wandlerautomatik.
Ist beim MQB der Motoreneinbauwinkel auf zwölf Grad fixiert, nach hinten geneigt, sind es beim MNB acht Prozent, Neigung aber nach vorn, leichte Demutshaltung sozusagen. Das schafft Platz- und Ästhetikvorteile. Ein bisserl ein Nasenbär ist der Crafter trotzdem.
Ja, und rechnet sich der konstruktive, der finanzielle Einsatz? Garantiert. Denn der Crafter bleibt nicht allein und einsam auf dem MNB, sondern kriegt einen prominenten Bruder, den „VW Bus“. Der T7 als T6-Nachfolger dürfte früh 2019 startbereit sein. Und addiert man dessen Absatzvolumen – 2015 verkaufte sich die T-Baureihe (Multivan, Transporter, Caravelle, California) weltweit 171.083 Mal – zum Crafter, so finden sich jährlich bald bis zu 300.000 MNBVolkswagen. Craftvolle Ansage.