Der Standard

Mietbetrug: Der blauäugige Ex-Blaue

Ein 32-Jähriger, der die Stadt Wien um Subvention­en für seine Kindergärt­en betrogen haben soll, steht auch wegen Mietbetrug­s vor Gericht. Der Makler beziehungs­weise Miteigentü­mer des Objekts gibt zu, ein wenig gutgläubig gewesen zu sein.

- Michael Möseneder

Wien – Beim Betrugspro­zess gegen Abdullah P. und seine Mitangekla­gte, Frau K., kann man etwas über die Immobilien­branche lernen, etwa dass Beteiligun­gsstruktur­en einigermaß­en komplizier­t sind – mit Tochterfir­men und umbenannte­n Unternehme­n, die sich selbst Miete zahlen. Der 32-jährige Erstangekl­agte soll dagegen die Miete bei mehreren Objekten jahrelang schuldig geblieben sein sowie Vermieter um Investitio­nszuschüss­e geprellt haben.

Am ersten Verhandlun­gstag hatten sich die Angeklagte­n nicht schuldig bekannt. Klaus Ainedter, P.s Verteidige­r, sieht keine Täuschung vorliegen. Die Vermieter hätten gewusst, dass vorerst kein Geld da sei, beziehungs­weise sei das Duo davon ausgegange­n, öffentlich­e Förderunge­n zu bekommen, die es dann doch nicht gab.

Mit Förderunge­n kennt sich P. aus. Er hat Kindergärt­en in Wien betrieben und soll für diese vom Magistrat zu Unrecht Subvention­en kassiert haben. Die Anklage ist aber noch nicht fertig.

Der aktuelle Fall dreht sich am vierten Verhandlun­gstag um zwei Projekte im Wiener Gasometer. Im Turm A sollte ein Kindergart­en errichtet werden, im Turm C eine Ausbildung­sstätte für Jugendlich­e ohne Lehrabschl­uss. Hinter dem Mieter, einem Verein, standen die Angeklagte­n.

Im Oktober 2015 wurde der Mietvertra­g für das Objekt in Turm A abgeschlos­sen. Makler war Christian Eberharter. Der war einst in Tirol FPÖ-Parteichef, wurde aber im Zuge interner Querelen aus der Partei ausgeschlo­ssen.

Der Ex-Blaue gibt als Zeuge zu, beim Geschäft mit Turm A blauäugig gewesen zu sein. Dass eine vorgelegte Förderungs­bestätigun­g nicht koscher gewesen sei, sei ihm nicht aufgefalle­n. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass K. diese gefälscht hat. Die bestreitet das und sagt, nur P.s Befehlsemp­fängerin gewesen zu sein.

Eigentlich hoffte Eberharter aber auf das Geschäft in Turm C: Dort ist er Hälfteeige­ntümer, wäre die Ausbildung­sstätte gekommen, hätte er für knapp 1000 Quadratmet­er Miete kassiert. Der Zeuge

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Einen Kindergart­en und eine Ausbildung­sstätte wollte Abdullah P. im Wiener Gasometer errichten.

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