Hausärzte: Rabmer-Koller steht zu Reformen
Hauptverbandschefin will zusätzliche Versorgungsformen und Honorarsystem ändern
Wien – Ulrike Rabmer-Koller, Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, steht vor einer Gratwanderung. Sie betont, die Hausärzte stärken zu wollen, verteidigt aber die von der Ärztekammer scharf kritisierten Reformen im Gesundheitsbereich.
Die geplanten Primärversorgungseinheiten versteht die Hauptverbandschefin als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zum Hausarzt. Es sei notwendig, alternative Formen der Versorgung aufzubauen. Helmut Mödlhammer bot seinen Gemeindebund als Vermittler im Streit mit der Ärzteschaft an. Er will sich bemühen, die Gesprächsbasis aufrechtzuerhalten.
Zu möglichen Kompromissen meinte der Gemeindebund-Präsident, im parlamentarischen Prozess seien Veränderungen durchaus möglich. Rabmer-Koller gab sich da etwas zurückhaltender und meinte, dass vielleicht noch „Klarstellungen“denkbar seien. Sie betonte, dass die Sozialversicherung gemeinsam mit der Ärztekammer das System weiterentwickeln will – besteht dabei aber auch auf die Bereitschaft der Standesvertretung, etwas verändern zu wollen. Ihr Appell: Die Ärzte sollen an den Gesprächen wieder teilnehmen und die Patienten nicht weiter verunsichern.
Den Reformkurs sieht RabmerKoller durch eine Umfrage bestätigt. Demnach glauben 87,4 Prozent der Bürgermeister, dass die Bevölkerung „sehr“oder „eher zufrieden“mit der medizinischen Versorgung ist. Allerdings sehen 58 Prozent der Gemeinden große Herausforderungen für die Zukunft der medizinischen Versorgung. In Gemeinden, in denen ein Hausarzt vorhanden ist, sind es knapp 55 Prozent, in Gemeinden ohne praktischen Kassenarzt steigt dieser Wert jedoch auf 74,7 Prozent, die sich Sorgen um die künftige Versorgung machen und große Probleme sehen. Primärversorgungseinheiten halten knapp 60 Prozent der Bürgermeister für sinnvoll, und 64 Prozent würden solche auch unterstützen. Von den 2100 Kommunen haben 1538 Bürgermeister an der Online-Befragung teilgenommen.
Rabmer-Koller und Mödlhammer verwiesen darauf, dass es jetzt schon schwierig sei, Hausarztstellen in manchen Gemeinden nachzubesetzen, und sich das Problem mit der anstehenden Pensionierungswelle der Mediziner verschärfen werde. Sie bekräftigte ihren Vorschlag für eine Reform der Honorarordnungen. Statt der derzeit üblichen Verrechnung von Einzelleistungen will sie künftig sowohl für die Primärversorgungseinheiten als auch bei Allgemeinmedizinern verstärkt auf Pauschalen setzen. So schwebt ihr eine Pauschale für Infrastruktur vor, also etwa für Geräte in der Ordination, für E-Health oder für längere Öffnungszeiten. Zusätzlich strebt sie Fallpauschalen und auch eine leistungsabhängige Komponente für Ärzte an. So könnte es eine Zielerreichungsprämie für den Arzt geben, wenn etwa ein Diabetespatient seine Lebensweise ändert und seine Werte verbessert. (APA)