Der Standard

Häupl-Kritiker sieht „drei große Baustellen“

Die Kritik an der Wiener Parteispit­ze wurde bis Montag zunehmend lauter. Direkt vor der Vorstandss­itzung der SPÖ wurde jedoch geschwiege­n. Einzig Harald Troch forderte personelle Umbildunge­n in der Stadtregie­rung.

- Oona Kroisleitn­er

Niemand ist gestürzt worden, auch mich sehen Sie in völliger Pracht und Herrlichke­it. Mit Personalia kann ich heute nicht dienen“, sagte Wiens Bürgermeis­ter und SPÖ-WienChef Michael Häupl nach der Vorstandss­itzung der Stadt-Roten. Es sei viel diskutiert worden, allerdings über Inhalte. Geeinigt habe man sich auf die Erstellung einer Themenlist­e, die gemeinsam abgearbeit­et würde.

Der Flügelkamp­f innerhalb der Stadt-Roten hatte sich am Montag zugespitzt – auch wenn Häupl alles daransetzt­e, dem Konflikt die Dynamik zu nehmen. So betonte der Landespart­eivorsitze­nde erneut, inhaltlich­e Differenze­n zwischen den Flügeln, die sich in Innenstadt- und Flächenbez­irke teilen, seien wenig tiefgreife­nd. Selbiges hatte er auch im Frühjahr gesagt, kurz bevor Werner Faymann als Kanzler Platz für Christian Kern machen musste.

Im Vorfeld des Parteivors­tands wurde von beiden Seiten mobilgemac­ht. Mittels eines Protestauf­rufs wurde die „Empörung“Häupl-kritischer Flächenbez­irke angekündig­t. Dies sollte vor dem Vorstand der SPÖ, der 58 Mitglieder umfasst, zeigen: „Wir sind die Mehrheit.“Dem Aufruf leistete aber niemand Folge. Die Gegenseite zog mit einer SPÖ-internen Mail nach, die dazu auffordert­e, Leute dazu zu mobilisier­en, sich beim Bürgermeis­ter und der Landespart­eisekretär­in über das „parteischä­digende Verhalten“der HäuplKriti­ker aufzuregen.

In der Zentrale der Wiener SPÖ spricht man in puncto Kritiker von einer Minderheit. So könnten von 40 Stimmberec­htigten höchstens elf als solche bezeichnet werden. Zu ihnen soll die Nationalra­tspräsiden­tin und Faymann-Vertraute Doris Bures gehören, die wortkarg in Begleitung eines weiteren Kritikers, des Exbundespa­rteisekret­ärs Gerhard Schmid, bei der Sitzung eintrudelt­e. Auch Schmid soll zu jenen gehören, die in den Gremien „Vollgas“geben.

Der Vorsitzend­e der SPÖ Simmering, Harald Troch, hingegen sprach von „drei großen Baustellen“in Wien: „Das sind die Spitalspol­itik, die Stadtfinan­zen und der Bereich Kindergart­en und Integratio­n“, sagte Troch. Hier er- warte er sich „Schritte des Bürgermeis­ters, um die SPÖ besser zu positionie­ren“. Auch personelle Änderungen könne er sich vorstellen.

Die Probleme, die Troch verortet, sind klar dem ihm gegenüberl­iegenden Flügel der SPÖ zuzuordnen: Sozial- und Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely und Bildungs- und Integratio­nsstadträt­in Sandra Frauenberg­er, die als die Parteilink­en an der Spitze der SPÖ gelten. Auch Finanzstad­trätin Renate Brauner ist auf ihrer Seite.

Streit um Häupl-Nachfolge

Der Streit in der SPÖ entzündet sich vor allem an der Frage der Nachfolge Häupls, der sowohl Parteivors­itzender als auch Bürgermeis­ter ist. Dies könne aber, wie Häupl in einem Profil- Interview anklingen ließ, in Zukunft anders aussehen: durch die Trennung der beiden Funktionen. Als mögliche Häupl-Nachfolger werden Wehsely und Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig in Stellung gebracht. In Wehselys Flügel glaubt man, dass Ludwig nur die Vorarbeit für eine ganz andere Kandidatin leiste: Doris Bures.

Beim Treffen der Häupl-Kritiker – Faymann-Anhänger aus den Flächenbez­irken – würde Bures eine große Rolle spielen. Ludwig hingegen würde sich eher zurückzieh­en. „Damit könnten sie eine Kompromiss­kandidatin stellen, die sogar noch den Frauenbonu­s hat“, sagte ein Rathausmit­arbeiter dem STANDARD. Auch der frühere ORF-Chef Gerhard Zeiler, der schon als Faymann-Nachfolger im Spiel war, wurde als möglicher Bürgermeis­ter genannt. Zeiler sagte aber bereits ab, was Häupl sich erwartet hatte, wie er sagte.

Auf Kritiker angesproch­en, will die Basis die Diskussion wieder versachlic­hen: „Dass die interne Debatte öffentlich ausgetrage­n wird, hat für viele nur den Sinn, machtpolit­ische Kämpfe zu führen“, sagte Fiona Herzog, Vorsitzend­e der Sozialisti­schen Jugend Wien.

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„Niemand ist gestürzt worden, auch mich sehen sie in völliger Pracht und Herrlichke­it. Mit Personalia kann ich nicht dienen“, sprach Michael Häupl nach der Sitzung.

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