Klack, klack, klack – kling!
Jerry Lewis gelang es seinerzeit in einem knapp einminütigen Sketch der Schreibmaschine ein Denkmal zu setzen. In seinem cineastischen Kleinod fusionierte er das Klappern, Klingeln und Rattern einer analogen Schreibmaschine zu einer Symphonie, geformt aus Bewegung, Mimik, Geräuschkulisse, Musik und Komik. Das präzise, melodiöse Klack-klack der Hebel und Arme, welche die Typen und Buchstaben konzentrisch zu Papier brachten, formte Buchstaben zu Worten, Sätzen und Seiten. Ob Richard Kostelanetz eingedenk dieses komödiantischen Lobliedes zu Werke ging, als er die Kunstsparte Typewriter-Art erfand, ist nicht überliefert. Fest steht, dass er (und viele Mitstreiter) mit ihrer Kunst der analogen Welt ein Denkmal gesetzt haben. Er definierte „concrete poetry“als Poesie „aus verbildlichten Wörtern oder in Worten gefassten Bildern“. Alles klar? In Wahrheit sind es Bilder, die mithilfe von Schreibmaschinen entstanden. Buchstaben, Worte, Wortbilder, Muster, Wiederholungen, Überschreibungen, Übermalungen, Bilder, Collagen etc. Das Archiv von Marvin und Ruth Sackner umfasst zehntausende Werke, von dekorativen Anfängen, Lautgedichten des Dadaismus, konkreten Gedichten der 1960erJahre bis zu zeitgenössischen Arbeiten, welche das Unikat eines individuell getippten Blatts im digitalen Zeitalter unterstreichen. Gregor Auenhammer
Marvin und Ruth Sackner, „Schreib/Maschinen/Kunst“. € 69,90 / 352 Seiten. Sieveking-Verlag 2016. (Jedes Cover ist ein Unikat.)