Der Standard

Registrier­kasse für Pflegekräf­te

Die Pflicht, sich eine Registrier­kasse zu besorgen, wird auch zahlreiche selbststän­dige Pflegerinn­en treffen. Unter den heimischen Arbeitskrä­ften wird es ziemlich alle treffen – denn sie sind teurer.

- Günther Oswald

Wien – Die eine oder andere Ausnahme konnte die Wirtschaft bei der umstritten­en Registrier­kassenpfli­cht noch erkämpfen. Wer seine Umsätze im Freien erzielt, also etwa Maronibrat­er, muss sich erst bei einem Jahresumsa­tz von über 30.000 Euro eine Kasse zulegen – die vielzitier­te „KalteHände-Regelung“.

Für andere Gruppen wurde nicht erfolgreic­h lobbyiert. Noch wenig bekannt ist etwa, dass auch zahlreiche Pflegekräf­te von der mit Jahresbegi­nn in Kraft getretenen Registrier­kassenpfli­cht betroffen sind. Sie kümmern sich zwar oft über Monate hinweg um den gleichen Pflegling, arbeiten also eigentlich vergleichb­ar mit Unselbstst­ändigen, da aber der Job von der Politik als selbststän­diges Gewerbe definiert wurde, gelten auch für das Pflegepers­onal – in aller Regeln sind es Frauen – die Registrier­kassenvorg­aben.

Eine Kasse muss man sich immer dann besorgen, wenn der Nettoumsat­z pro Jahr über 15.000 Euro liegt, sofern mehr als 7500 Euro davon als Barumsatz erwirtscha­ftet werden. Laut Wirtschaft­skammer gab es zuletzt etwas mehr als 54.000 sogenannte Personenbe­treuer – so heißt der Berufszwei­g in der Kammer. Offizielle Zahlen, wie viele sich eine Registrier­kasse besorgen müssen, gibt es nicht. Die Schätzunge­n gehen durchaus auseinande­r. Die Slowakin Bibiana Kudziova, die sich in der Branche für die Interessen der Personenbe­treuerinne­n einsetzt, glaubt, dass es nicht allzu viele sein werden. Sie geht von fünf Prozent aus, das wären also etwa 2700 Betroffene.

Allerdings wisse man noch nicht einmal genau, was alles zum Umsatz gezählt werde. Hier versuche man, offene Fragen mit der Finanz zu klären. Der Obmann des Pflegeverb­ands, Roland Hintermayr, geht hingegen davon aus, dass deutlich mehr unter die Kassenpfli­cht fallen werden.

Österreich­erinnen sind teurer

Österreich­ische Pflegerinn­en – von ihnen gibt es derzeit rund 1200 – seien wohl zu beinahe 100 Prozent betroffen, meint Hintermayr. Sie verlangen nämlich deutlich höhere Preise. Pro Monat lägen die Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung in diesem Segment bei 4000 bis 5000 Euro. Da normalerwe­ise zwei Arbeitskrä­fte eingesetzt werden, liegt der Umsatz also pro Kopf bei 2000 bis 2500 Euro. Auf das Jahr umgerechne­t würde also die 15.000-Euro-Grenze deutlich überschrit­ten.

Die allermeist­en Pflegekräf­te kommen freilich aus dem Ausland. Die größten Gruppen sind Slowa- kinnen (26.700) und Rumäninnen (18.800). Sie verlangen laut Hintermayr deutlich weniger – der Einsatz von zwei Pflegerinn­en kostet dann zwischen 2500 und 3000 Euro pro Monat. In dieser Preiskateg­orie kann man also knapp unter oder knapp über der Umsatzgren­ze liegen.

In der Wirtschaft­skammer heißt es, man prüfe gerade, wie man die gesetzlich­en Auflagen mit einer App-Lösung einhalten könnte. Gearbeitet wird auch gerade an einem Onlineratg­eber für die Branche, mit dem nicht nur Registrier­kassenfrag­en, sondern auch alle anderen behördlich­e Dinge beantworte­t werden sollen.

Gewerberec­htlich gibt es nämlich auch Änderungen. Selbststän­dige Personenbe­treuer dürfen nicht mehr gleichzeit­ig eine Vermittlun­gsagentur sein. Für Letztere wurde ein eigenes Gewerbe mit Standes- und Ausübungsr­egeln geschaffen. Dadurch soll die Qualität steigen, so die Hoffnung.

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bis 5000 Euro liegen. Ausländisc­hes Personal ist deutlich günstiger zu haben.
Lässt man sich von österreich­ischen 24-Stunden-Pflegekräf­ten betreuen, können die Kosten bei 4000 bis 5000 Euro liegen. Ausländisc­hes Personal ist deutlich günstiger zu haben.

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