Staus, Sperren und Spannung rund um FPÖ-Ball
Sechs Gegenveranstaltungen für nur einen Ball: Der Akademikerball erregt die Gemüter wie einst der Opernball. Die Polizei sperrt die Hofburg großräumig ab, die Demonstranten weichen auf den Ring aus.
Wenn heute Abend die FPÖ ihren jährlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg abhält, wird in der Innenstadt wieder demonstriert. Insgesamt sechs Kundgebungen und Protestmärsche gegen den ehemaligen „Ball des Wiener Korporationsrings“– dem Dachverband der Burschenschaften in der Bundeshauptstadt – sind bei der Polizei angemeldet. Startschuss für die Proteste wird die Demonstration der Sozialistischen Linkspartei, die sich bereits ab 15.30 Uhr am Wallensteinplatz in Brigittenau trifft. Der Demozug führt zur Uni Wien, wo er sich der „Offensive gegen Rechts“anschließt, um gemeinsam rund um die von der Polizei verhängte Sperrzone bis zum Museumsquartier zu ziehen.
„Events wie der Akademikerball in der Hofburg zeigen die Salonfähigkeit rechtsextremer Tendenzen“, sagt Magdalena Augustin von der Offensive. Von Blockaden, wie in den vergangenen Jahren, wird abgesehen. Stattdessen haben die Aktivisten nach ihrer Demo drei Kundgebungen an Zufahrtsstraßen zur Hofburg angemeldet: „Um einen rechtlich sicheren Rahmen zu schaffen.“
Das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“lädt ab 19 Uhr auf dem Heldenplatz zum Konzert. „Dieser Ball hat in den Repräsentationsräumen der Republik keinen Platz“, sagt Mitorganisator Nikolaus Kunrath zum STANDARD. „Wir erwarten uns, dass die Betreiber der Hofburg zu denken anfangen und den Ball nicht weiter zulassen.“
Sorgen macht sich Kunrath wegen „Provokationen der Identitären“. Diese sollen in Graz bei einer Veranstaltung zwei Gegendemonstrantinnen verletzt haben.
Staus und Sperren
Wegen der Straßensperren wird es ab Nachmittag zu Verkehrsverzögerungen kommen. Der ARBÖ erwartet durch die Ausweichroute einen „Verkehrsinfarkt“auf der Zweier-Linie. „Am besten, alle wichtigen Termine verschieben, die City meiden“, sagt Matthias Eigl vom ARBÖ: „Und lassen Sie Ihr Fahrzeug nicht im gesperrten Bereich stehen.“Die Gefahr einer Abschleppung oder eines Sachschadens sei sehr hoch.
Derzeit sei alles aber noch „sehr ruhig“, wie Polizeisprecher Paul Eidenberger dem STANDARD sagt: „Es gibt keine Hinweise, dass es zu Ausschreitungen kommt.“Die „Tonalität der Aufrufe“sei „ganz anders als noch vor zwei Jahren“.
Das hat wohl auch mit der Auflösung des Bündnis „NoWkr“zu tun. Es wird heuer keine Proteste mehr organisieren. „Eine kleine Anarchogruppe gibt es noch immer, die Frage ist, wie sie sich verhalten werden“, sagt Eidenberger.
Die Polizei rechnet mit etwa 2000 bis 3000 Demoteilnehmern. Ihnen stehen bis zu 2800 Beamte gegenüber. „Die laufen aber nicht alle neben der Demo her. Es gibt viele Einsatzpunkte“, sagt Eidenberger. So sind die Beamten neben der Demosicherheit auch für die Absperrungen und die Bürgerinfo im Einsatz. Auch 29 mit Videokameras ausgestattete Polizeiteams werden erstmals im Einsatz sein.
Der Polizist hofft jedenfalls, dass es bald wie „beim Opernball ist und der Ball keinen mehr interessiert.“Dieser findet – noch ohne Gegendemo – kommenden Donnerstag statt.