LESERSTIMMEN
Besser als Wegschauen
Betrifft: Kommentare zur Studie über muslimische Kindergärten in Wien der Standard, 12. 12. 2015 Alexandra Föderl-Schmid meint, Minister Kurz betreibe „Populismus light“, er heize eine Stimmung an, die Misstrauen säe und dazu beitrage, dass Muslime in Österreich unter Generalverdacht stehen.
Hans Rauscher wiederum stellt fest, der von Minister Kurz beauftragte Autor der Studie über muslimische Kindergärten habe in dieser unter anderem ein großes Tabu berührt, nämlich dass Kinder in solchen Kindergärten lernen, andere Religionen zu verachten, und dass die offiziellen Verbände der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich zu starr seien und zu wenig Neigung zeigen, kritisches Hinterfragen zuzulassen.
Wie soll man also die Kurz’sche Initiative dieser ersten Studie beurteilen? Nach den bisherigen Reaktionen wurden neben Austausch politischen Kleingeldes durch Regierungsvertreter immerhin gemeinsam umfassendere Studien über islamische Kindergärten und deren bessere staatliche Kontrolle erzielt. Ist das nicht positiv? Jedenfalls viel besser als das bisherige „politisch korrekte Wegschauen“von gewissen Stadträten in Wien. Peter Pramberger
1190 Wien
Keine Indoktrination
Islamische Kindergärten oder christliche? Weder noch! Religiöse Indoktrination hat im Kindergarten nichts verloren. Religion muss Privatsache bleiben und den Familien vorbehalten sein. Wenn schon von Gott gesprochen werden muss, dann nur mit Hinweis auf andere Weltreligionen. Religion ist nun mal eine Frage der Geografie.
Ich bin entsetzt zu hören, dass man überhaupt von „schwarzer“Pädagogik, vom „Höllenfeuer“oder der Scharia im Kindergarten spricht und Kindern vermittelt, dass sie Sünder seien und nicht nur von den Eltern, sondern auch noch von einem Gott bestraft werden können.
In Hinsicht auf eine Gesamtschule sollte man anstreben, dass alle Religionen im Unterricht gleich behandelt werden, dann erst kann der junge Mensch beurteilen und entscheiden, ob er eine Religion annimmt oder nicht. Horst Dieter Sihler
9020 Klagenfurt
Reduzierte Motive
Betrifft: „Ein Raub der letzten Freiheit des Lebens“von Alois Schöpf
der Standard, 30. 11. 2015 Ich finde diese Argumentation fragwürdig. Die übermäßige Verwendung von stark konnotierten Begriffen wie „humanitäre Katastrophe“und der Vorwurf des Totalitarismus an die Gegenposition lassen den Text teilweise sehr unsachlich wirken. Sicherlich gibt es am Christentum einiges zu kritisieren, aber ihm kollektiv „totalitäre Ambitionen“zu unterstellen ist eine ungerechte Verallgemeinerung. Mir erschließt sich auch nicht, warum es einen kausalen Zusammenhang zwischen Seelenglauben und Ablehnung der Sterbehilfe geben soll. Außerdem reduziert Herr Schöpf die Motive der Euthanasiegegner auf Kontrolle.
Das kann man nicht so sagen. Viele Gegner der Sterbehilfe sind nicht an Kontrolle interessiert, sondern fürchten, dass sich im Falle einer Legalisierung alte, kranke und/oder behinderte Menschen unter Druck gesetzt fühlen könnten, gegen ihren Willen Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, um der Gesellschaft nicht „zur Last zu fallen“. Lea Berger
9900 Lienz